Rezension

überraschend anders als erwartet

Die Auslese - Joelle Charbonneau

Die Auslese
von Joelle Charbonneau

Eigentlich mag ich keine Jugend-Dystopien mehr lesen, weil diese sich häufig doch ähneln. Und eigentlich mag ich auch keine neuen Reihen mehr beginnen. Und eigentlich gehen so einige Bücher dieser Kategorie, welche sehr gehypt werden, an mir vorbei. Und dennoch hat es „Die Auslese“ von Joelle Charbonneau geschafft, mein Interesse zu wecken. Dies lag in erster Linie am Cover. Dadurch dass das Mädchen eine Pistole in der Hand hält, habe ich den Eindruck bekommen, dass dieses Buch anders als die anderen ist. Deswegen hat „Die Auslese“ eine Chance bekommen.

Die Autorin erzählt die Geschichte einer Gesellschaft, welche aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.  Politische Ämter dürfen nur noch die richtigen Leute ausüben. Diese werden vom Staat während der Auslese auf ihre Eignung geprüft. Auch die sechzehnjährige Cia wird zur Auslese ausgewählt. Nachdem der anfängliche Stolz verflogen ist, entdeckt Cia, dass das Auswahlverfahren viel härter und brutaler als vermutet ist. Um die Auslese zu bestehen, gerät Cia an ihre körperlichen und emotionalen Grenzen.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich schnell und gut lesen. Dennoch hat mich der erste Teil der Geschichte nicht überzeugt. Es fühlte sich alles einfach an, als hätte ich es schon einmal gelesen. Auch Cia blieb mir erst einmal fern. Zu sehr erinnerte sie mich an die Protagonistinnen ähnlicher Bücher. Was mir an Cia jedoch sehr gut gefallen hat ist, dass sie stets natürlich geblieben ist. Bevor sie handelt, denkt sie nach und sie verfügt über eine gewisse geistige Reife. Dies hat sie als Figur sehr sympathisch gemacht. Leider ergibt sich dadurch jedoch auch ein negativer Aspekt, denn Cia blieb für mich recht kalt und manchmal hätte ich einen tieferen Einblick in ihre Gedanken und Emotionen für gut befunden. Die weiteren Figuren erschienen mir als zu stereotyp und ich konnte keine wirkliche Beziehung zu Ihnen aufbauen. Das Verhalten der Figuren wirkt auf mich stets sehr realistisch. Die Autorin beschönigt und verharmlost nichts, was die Figuren und auch die Geschichte authentisch macht.

Die Auslese gliedert sich in vier Teile, welche immer härter werden. Einige Szenen sind schon ganz schön brutal, ich empfinde sie jedoch als passend weil ich glaube, dass eine solche Situation in der Realität ähnlich brutal wäre. Als Leser erhält man einen guten Einblick, welchem Druck die Kandidaten stand halten müssen. Der vierte Teil der Auslese nimmt den längsten Teil der Geschichte ein. Diesen fand ich stellenweise zu langatmig und hätte mir hier etwas mehr Abwechslung gewünscht. Da es der Autorin interessanterweise dennoch gelingt, einen stetigen Spannungsbogen aufzubauen, haben mich die langatmigen Passagen animiert, sie schnell zu lesen, weil ich insgesamt einfach wissen wollte, wie es weitergeht. Nachdem ich die letzte Seite gelesen habe, hätte ich am liebsten gleich den nächsten Teil gelesen.