Rezension

Wem kann man trauen?

Die Auslese - Joelle Charbonneau

Die Auslese
von Joelle Charbonneau

Die Welt ist nicht mehr das, was wir kennen. Das Amerika vor den sieben Stadien des Krieges, von denen vier der Zerstörung dienten, in denen die Menschen sich selbst bekämpften und den drei darauffolgenden Stadien, während denen die Erde zurückschlug, gibt es nicht mehr. Die Erde und die Böden sind radioaktiv verseucht, Tornados und Erdbeben taten ihr übriges. Viele Millionen Menschen starben, die, die überlebten, versuchten einen Wiederaufbau.
Es bildeten sich einige wenige Kolonien, die unter dem Begriff Vereinigtes Commonwealth verwaltet werden. Die Verwaltung liegt in Tosu-Stadt.
Melencia Vale, Cia genannt, lebt in der vor 25 Jahren gegründeten Kolonie Five-Lakes.
Sie ist 16 und steht kurz davor, ihren Schulabschluss zu machen. Wie so viele träumt sie davon, zur "Auslese" zu gehören. Das bedeutet für sie, dass sie ausgewählt würde, um an die Universität in Tosu-Stadt studieren zu dürfen. Aber seit 10 Jahren gab es keinen Absolventen mehr aus ihrer Kolonie, so dass sie zwar hofft, aber nicht dran glauben mag.
Aber das Wunder geschieht, sie und drei andere aus ihrer Kolonie werden erwählt, sich in der "Auslese" bewähren zu dürfen, um sich für ein Studium zu qualifizieren.
Ihr Vater und ihre Mutter sind nicht glücklich darüber. Sie weiß, dass ihr Vater auch einer derjenigen war, der die "Auslese" erfolgreich bewältigte und studieren durfte. Als er sie nun beiseite nimmt, erfährt sie von ihm, dass ihm die Erinnerung an die Zeit der "Auslese" genommen wurde, er aber unter fürchterlichen Albträumen leidet, die nur auf diese Zeit zurückzuführen wären.
Bevor er seine Tochter ziehen lässt, rät er ihr eindringlichst, NIEMANDEM zu trauen, es könnte ihr Tod sein ...

Wow, war einer meiner ersten Gedanken, als ich mit dem Buch fertig war.
Anfangs war ich ein wenig skeptisch, als ich das Buch angefangen hatte, denn ich lese zwar Dystopien, bin jetzt aber nicht unbedingt ein Fan davon.
Dieses Buch hingegen hat in mir einen Fan gefunden.

Cia, ein 16-jähriges Mädchen, nun mit dem Schulabschluss zu den Erwachsenen gehörend, macht sich gemeinsam mit den 3 anderen Ausgewählten aus ihrer Kolonie, Tomas, Malachi und Zandri, auf den Weg nach Tosu-Stadt, wo sie sich zusammen mit den Ausgewählten aus den anderen Kolonien der Prüfung für "Die Auslese" stellen wird.
Immer die Warnung ihres Vaters im Kopf, Niemandem zu trauen, versucht sie ihren Weg zu gehen.
Sie müssen sich 4 Prüfungen stellen, wobei die 4. die härteste ist, bei der es ums blanke Überleben geht.
Mit Tomas bildet sie recht schnell ein Team und sie kommen sich auch emotional näher, aber kann sie ihm 100%-ig trauen?

Die Prüfungen sind hart, Fehler werden bestraft, ja können den Prüfling das Leben kosten. Cia muss mit zusehen, wie Freunde zu Tode kommen oder plötzlich nicht mehr da sind. Was geschieht mit den Prüflingen, die ausscheiden? Ihre Zimmerkameradin kann dem Druck nicht standhalten und nimmt sich das Leben. Obwohl überall Kameras installiert wurden, die alles überwachen und kontrollieren, wurde der Selbstmord nicht verhindert. Warum nicht?

Bei der letzten und härtesten Prüfung geht es ums nackte Überleben. Jede Schwäche kann den Tod kosten. Prüflinge schalten sich gegenseitig aus, die Konkurrenz, ist groß, denn es werden nur 20 Studienplätze vergeben. Angetreten zur 1. Prüfung für "Die Auslese" sind 109.

Die Frage, wer ist Freund, wer ist Feind, zieht sich durch das ganze Buch. Wem kann ich trauen? Was kann ich erzählen? Sie werden beobachtet und abgehört, aber Hilfe gibt es nicht. Sie kämpfen. Gegen die kastrastrophalen Zustände, die auch über 100 Jahre nach dem Krieg noch nicht behoben sind, die Verseuchung, die mutierten Tiere und Menschen, gegen sich selbst und gegen ihre Freunde.

Ein spannendes Buch mit einem Traumata auf die Zukunft. Einer Zukunft, die es hoffentlich nie geben wird.
Der Roman zeigt dem Leser die Stärken und die Schwächen der Menschen, Macht ist nach wie vor das erstrebenswerte Ziel. Aber es gibt sie immer noch, die Menschlichkeit, Liebe und das Vertrauen.
Die Autorin hat es geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen.
Sie hat mich die zerstörten Städte, die Ruinen, die verseuchten Flüsse und Teiche sehen lassen, ich fühlte mich wie ein unmittelbarer Zuschauer, so als wäre ich auf der anderen Seite des Zauns und würde die Protagonisten beobachten.

Ich habe sie bei ihren Prüfungen begleitet und gehofft, sie würden es schaffen, ohne körperlichen oder seelischen Schaden zu nehmen. Ist es geglückt?

Das ist definitiv ein Buch, das man nicht gleich aus der Hand legt und auch nicht gleich für sich abhakt, wenn man fertig ist. Es beschäftigt mich sicherlich noch ein Weilchen und regt zum Nachdenken an.

Es ist ein Jugendroman, eine Dystopie. Obwohl ich schon lange nicht mehr zur Jugend zähle, hat mir dieses ausgesprochen spannende und fesselnde Buch sehr gut gefallen, so dass ich es guten Gewissens weiterempfehle.