Rezension

Panem light

Die Auslese - Joelle Charbonneau

Die Auslese
von Joelle Charbonneau

Bewertet mit 2 Sternen

Wie so viele andere vor mir und wahrscheinlich auch nach mir muss ich leider in die Panemkerbe schlagen. Die Ähnlichkeiten zwischen den Voraussetzungen sind schon sehr erschlagend. Da gibt es die Distrikte (klar, hier heißen sie ein bisschen anders), da gibt es das Capitol (heißt auch ein bisschen anders), es gibt die Arena (die ... na? Ihr könnt es euch denken ;D). Und das alles mache ich dem Buch nicht einmal zum Vorwurf - immerhin hat Panem auch ziemlich bei Battle Royal geklaut. (Kennt natürlich kein Mensch, weil Japanisch und so.)

Der Unterschied zwischen Panem und der Auslese ist lediglich die Umsetzung. Und da muss man glasklar sagen, dass Frau Collins die Nase vorn hat. Bessere Ausarbeitung der Figuren, bessere Ideen bei den Kill-or-get-killed-Sachen, besserer Schreibstil. Die Auslese kommt also ein bisschen auf wackligen Babybeinchen daher, vielleicht sollte man sie lesen, wenn einen das Konzept "Jugendliche sind bereit, einander zu töten" von vornherein abschreckt. (Ging mir so, was der Grund ist, warum ich ewig brauchte, um überhaupt zu Panem zu greifen.)

Kurze Inhaltszusammenfassung: Cia lebt in Distrikt 12 ... ups. Nein. Natürlich nicht. Sie lebt in einer Gegend, die sich Five-Lakes nennt, was zugegebenermaßen hübscher als Distrikt 12 klingt. Und ganz so trostlos ist das Leben dort auch nicht, obwohl es schon ziemlich an allen Ecken und Enden mangelt, weil es vor Jahrzehnten einen echt großen Rumms gegeben hat, der fast ganz Amerika entvölkerte. Die einzige Chance, dort rauszukommen und etwas aus sich zu machen, das anspruchsvoller ist als der ewig gleiche Trott dort am Ende der Welt ist die Auswahl, zu der die schlauesten und besten Jugendlichen einmal im Jahr ins Capitol ... ähm ... nach Tosa-Stadt eingeladen werden. Wobei "eingeladen" die nette Umschreibung für "Komm oder stirb" ist. Nicht, dass das viele der Kids stört, es gilt immerhin als Auszeichnung, zu den Besten gezählt zu werden, denn die werden einst die Anführer dieses Nach-Apokalypse-light-Szenario werden. Was den Auserwählten keiner erzählt (Cias Dad kurz vorm Abflug zählt nicht) ist, dass es ein knallhartes Survival of the Fittest ist. Und damit ist nicht der Mathetest gemeint, bei dem ich bereits durchgefallen wäre ...

Cia, die von ihrem Dad davor gewarnt wird, niemandem zu vertrauen, hat erst mal nichts Besseres zu tun, als ihrem Jugendfreund Peeta ... huch? Ich meine natürlich Tomas alles zu erzählen, was sie von ihrem Dad weiß. Er ist übrigens der heißeste Feger in Five-Lakes (also Tomas, nicht der Dad, mind you! ;D) und schon das qualifiziert ihn dafür, vertrauenswürdig zu sein. Bei den Tests sterben die ersten Prüflinge, und spätestens jetzt wird den Kids bewusst, dass es wirklich ernst ist. Und dann werden sie in der Arena ausgesetzt ...

... ich meine natürlich in dem vom Krieg noch immer total verseuchten Gebiet, in dem es von blutrünstigen Mitkandidaten und Mutanten und - erwähnte ich es schon? - verseuchtem Zeugs nur so wimmelt. Cia und Tomas müssen ständig das Wasser mit Chemikalien aufarbeiten, futtern aber fröhlich das (verseuchte!) Zeugs, was kreucht und fleucht. Dass Cia Rüdiger Nehberg als Survivaltrainer hätte dienen können, verdient eigentlich keine weiteren Erwähnung. Sie kann alles, sie beherrscht alles, sie weiß alles. Tolle Frau. Und wenn es wirklich mal eng wird, bekommt sie von einem Sponsor ... Moment, so heißt das hier gar nicht? Ok, dann bekommt sie von einem wohlwollenden Helfer etwas zugesteckt.

Ist es also ein Panem light? Ich lasse Katniss und Peeta darauf antworten:

Peeta: "Wahr oder nicht wahr?"
Katniss: "Wahr."

Dem kann ich mich nur anschließen.