Rezension

Interessante Mischung aus Die Tribute von Panem und Die Bestimmung

Die Auslese - Joelle Charbonneau

Die Auslese
von Joelle Charbonneau

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist das wichtigste Ereignis in ihrem Leben: Doch bringt die Abschlussfeier wirklich die erhoffte Wendung und eine Chance auf ein besseres Leben?
Oder muss sie stattdessen das Schlimmste befürchten?

 

Cia hat es endlich geschafft: Die Schule liegt hinter ihr und bald soll sie erfahren, ob sie es geschafft hat. Die Five Lakes Colony dürfen nur diejenigen verlassen, die für die Auslese ausgewählt wurden. Nach den verheerenden Kriegen der Vergangenheit wurde dieses Auswahlverfahren entwickelt, um die Besten, Klügsten und Stärksten des Landes zu ermitteln, die so die Möglichkeit erhalten, wichtige Schlüsselpositionen innerhalb der Regierung zu übernehmen.
Obwohl es zuerst nicht danach aussieht, darf Cia schließlich doch an der Auslese teilnehmen und erhofft sich davon einen Beruf, der sie erfüllt. Doch dann wird sie ausgerechnet von ihrem eigenen Vater ermahnt, von jetzt an niemandem mehr zu vertrauen. Und er muss es wissen: Denn er hat die Auslese überlebt und kann sich an fast nichts mehr erinnern. Nur noch an das, was ihm seine schrecklichen Alpträume über seine vergessenen Erlebnisse verraten.

 

 

Über Die Auslese wurde im Vorfeld schon vieles auf anderen Blogs berichtet. Das Buch wurde viel gelobt und gehypt, als eine der besten Jugenddystopien überhaupt gehandelt. Und in gewisser Weise weiß der Roman auch zu begeistern, obwohl er mich nicht derart überzeugt hat wie andere Leser.
Was mich positiv überrascht hat, war Cias Charakterentwicklung innerhalb der Geschichte. Die Figur hat mich insgesamt beeindruckt mit ihrer pragmatischen und doch verletzlichen Art, die natürlich und nicht aufgesetzt wirkt. Sie wandelt sich innerhalb der Handlung zu einer starken und vor allem wachsamen jungen Frau, wobei sie ihre frühere Naivität nie völlig verliert, was ihr mehr Glaubhaftigkeit verleiht. Durch ihre Augen lernt man die fremde Zukunft kennen und zwar wunderbar ausführlich. Einige Einzelheiten bleiben zwar im Dunkeln, aber darunter ist nichts, was ich unbedingt wissen musste.
Die übrigen Protagonisten bleiben dagegen eher oberflächlich und blass, was aber meiner Meinung nach toll zur Spannung beiträgt: So weiß man nie genau, ob man nun wirklich einen Freund oder einen Feind vor sich hat.

 

Der Schreibstil tut sein Übriges dazu, um einen an die Seiten zu fesseln: Flüssig, nicht zu einfach und passend zum Hauptcharakter klar und präzise. Man erhält einen guten Einblick in die grausame Welt der Auslese und der Methoden ihrer Vollstrecker. Angenehm fand ich, dass die Brutalität nicht zu ausführlich geschildert wird. Manche Autoren verlieren sich ja regelrecht in solchen Schilderungen, besonders bei Dystopien, sodass es nur noch unrealistisch und ekelhaft erscheint. Die hier beschriebenen Gewalttaten zeigen dagegen zwar, wie weit Veranstalter und Teilnehmer gehen, um ihre Ziele zu erreichen. Doch wird dies nicht zu sehr ausgeschlachtet.
Was mich allerdings hin und wieder gestört hat, waren die deutlichen Anleihen an bekannte Dystopien wie Die Tribute von Panem und Die Bestimmung. Natürlich ist es nicht leicht, in dem Genre etwas völlig Neues zu schaffen. Aber nach den Erwartungen, die der Hype um das Buch in mir hervorgerufen hat, war es wesentlich schwerer, keine Vergleiche zu den anderen beiden Werken zu ziehen.

 

 

Die Auslese von Joelle Charbonneau ist der mitreißende Auftakt zu einer neuen Dystopienreihe, der in weiten Teilen wirklich überzeugt: Eine sich glaubhaft entwickelnde Heldin und eine dicht verwobene Handlung mit viel Spannung und zahlreichen unerwarteten Wendungen sprechen für den Roman. Man erfährt gerade genug, um in die Geschichte gezogen zu werden und gleichzeitig nicht alles, was genügend Stoff für weitere Teile birgt.
Allerdings sind die Anleihen an andere Dystopien wie Die Tribute von Panem und Die Bestimmung manchmal zu aufdringlich.
Wer sich davon nicht abschrecken lässt, sollte sich unbedingt auf den Roman einlassen. Mir hat das Buch so gut gefallen, dass ich die Trilogie sicher weiterverfolgen werde.