Rezension

Ein beeindruckendes Debüt.

Die Auslese - Joelle Charbonneau

Die Auslese
von Joelle Charbonneau

Cia ist sechszehn, als sie für die Auslese bestimmt wird. Ihr Traum, dem sie seit Langem nachhängt, wird endlich war. Doch schon rasch wird ihre Freunde und ihr Stolz von den Prüfungssituationen der Auslese getrübt – nicht nur, dass ihr Vater sie warnt, niemandem zu vertrauen. Schon bald stirbt die erste Kandidatin und alle sehen lediglich zu. Bald schon findet sich Cia in einem rasanten Spiel um Leben und Tod wieder. Und dabei trügt der Schein, wer Freund – oder aber auch Feind sein könnte.
Mit „Die Auslese“ gelingt Joelle Charbonneau ein beeindruckendes Debüt im Genre der Dystopien. Obgleich viele Charakteristika und Klischees bedingt werden, schafft die Autorin es, mit Feinarbeit und innovativen Details eine Geschichte zu erschaffen, welche neuen Input im Genre der postapokalyptischen Romane gibt. Beginnt die Story dabei leichthin mit der Zeremonie der Abschlussklasse Cias, entwickelt sich schon bald aus der scheinheiligen, friedvollen Welt ein Wettlauf um Leben und Tod. Dabei begreifen nicht nur die Hauptcharaktere, sondern auch einige wichtige Nebenfiguren, dass es sich bei den Prüfungen um mehr handelt, als zunächst angenommen wird.
Mit Cia findet sich innerhalb der Storyline ein mutiger und kluger Charakter wieder, welchen man sehr schnell ins Herz schließt. Obgleich sie nicht perfekt ist, Fehler macht und selbst Zeuge ihrer Naivität werden muss, ist es genau das, was eine Identifikation des Lesers mit der Figur ausmacht. Herz und Vertrauen in einer Situation, wo beide Eigenschaften zur Hürde werden könnten, stützt Cia sich auf Erziehung ihrer Eltern und den Respekt gegenüber ihrer Mitmenschen und der Natur. Eigenschaften, die die wenigsten der Kandidaten  besitzen, welche zumeist skrupellos genug sind, ihre Mitstreiter ein für alle Mal auszuschalten. Mit Tomas, einer weiteren Hauptfigur der Geschichte, findet Cia einen Verbündeten. Doch beide müssen sich öffnen und vertrauen lernen, um sich selbst weiterzuentwickeln und Gefahren zu bestehen – welche beide auf eine harte Probe stellt.
Im Verlaufe der Geschehnisse und dem Fortlauf der Prüfungen fällt die Maskerade der netten und ehrenhaften Auslese – was bleibt ist Misstrauen, Angst und purer Überlebensinstinkt, welcher den klügsten Köpfe der Nation ihre niederträchtigsten Charaktereigenschaften offenbaren lässt.  Vertrauen führt fast zum sofortigen Tod, Bündnisse sind mit Vorsicht zu genießen und List und Verrat an der Tagesordnung. Mit fortschreitender Seitenzahl erfährt man immer mehr verräterische Details über die Regierung, ebenso wie unbekannte Verbündete Cia bei der Auslese unterstützen. Zwar sind Informationen rar gesät, allerdings erhält der Leser doch genug um voller Spannung die Handlung zu verfolgen. Auch schafft die Autorin es, ihre Leser gekonnt zu verwirren und ihren Geist herauszufordern, was den Roman zu einem schirren Krimi werden lassen. Wenn man das Ende des Romans betrachtet, wird einem allerdings heiß und kalt. Getreu dem Motto Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, setzt Charbonneau gekonnte Lücken ein und zieht mit dem Finale des Romans alle Register. Trotz – oder gerade wegen - dem nervenaufreibendem Cliffhanger zieht sich die Wartezeit zum nächsten Band in die Länge.  Man darf gespannt sein, was Joelle Charbonneau in den Folgebänden aus ihrer Feder zaubern wird.
Fazit
Die Auslese von Joelle Charbonneau ist ein beeindruckendes Debüt, welches gängige Grundgedanken und Merkmale des Genres gekonnt mit innovativen Feinheiten verbindet. Sympathische Charaktere, eine tolle Storyline und viel Spannung tragen zu einem Nervenkitzel bei, der im Cliffhanger des Romans seinen Höhepunkt findet. Eine klare Leseempfehlung für Liebhaber des Genres!
Pro & Contra
+ Sympathische Charaktere
+ Spannung
+ Erwartungsvoller Cliffhanger
+ Verknüpfung von innovativen Ideen und Klischees
o Einfach gehaltener Sprachstil
o Nicht gänzlich ausgeschöpftes Potenzial
- Das gewisse Etwas fehlt
Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5