Rezension

Ein interessanter, spannender und gesellschaftskritischer Thriller mit kleinen Schwächen

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von Marc-Uwe Kling

Bewertet mit 4 Sternen

Die Känguru Chroniken sind das Aushängeschild von Marc-Uwe Kling. Daher war ich gespannt, ob er auch Thriller kann. Und ja, das kann er definitiv.
In der Story geht es um den Fall der 16jährigen Lena Palmer, die spurlos verschwindet und kurz darauf in einem Video zu sehen ist, welches durch die Sozialen Medien geht.
Das BKA übernimmt die Ermittlungen und ihr Chef überträgt Yasira Saad den Fall. Yasira ist eine sympathische Kommissarin mit Migrationshintergrund und es sollte ein geschickter Schachzug sein, dass sie die Ermittlungen leitet, denn die Täter im Video sind scheinbar Asylsuchende. Und so dauert es nicht lange, bis Videos einer rechten Gruppierung im Netz auftauchen, die die Massen mobilisiert und so dauert es nicht lange, bis es zu ersten Demonstrationen kommt.
Der Autor hat unbequeme Themen gewählt, die zudem brisant und hochaktuell sind. Die Ermittlungen treten anfangs auf der Stelle, die Öffentlichkeit will Ergebnisse.
Die Story beginnt ganz amüsant mit dem Date von Yasira und Stefan, wird jedoch schnell ernst und dann spannend. Der Schreibstil ist packend und je weiter man hört, desto mehr steigert sich die Spannung. Die Ereignisse sind düster und beklemmend, aber auch zeitgemäß und der Autor legt den Finger auf die Entwicklung und dem Können der KI sowie auf die Rechtsbewegung. Das war an manchen Stellen schon sehr beängstigend, aber leider auch sehr realistisch.
Yasira konnte mich als Mutter überzeugen als Polizistin verhält sie sich nicht immer professionell, aber das fand ich nur menschlich. Die anderen Protagonisten blieben mir zu blass und oberflächlich, vielleicht war das gewollt, aber ich hätte es mir anders gewünscht.
Die Story ist gesellschaftskritisch, das kann der Autor gut, und auch spannend und beschäftigt sich mit aktuellen Themen unserer Zeit wie Rechtsextremismus, Rassismus, Social Media, Drogen, Diskriminierung und KI.
Soweit so gut, doch das Ende konnte mich nicht überzeugen. Dabei ist es weniger die zunehmende Brutalität, sondern das sehr offen gehaltene Ende. So offen, dass für mich zu viele Fragen unbeantwortet blieben. Leider.
Marc-Uwe Kling hat das Buch selber vorgelesen und das kann er einfach, aber ich habe auch nichts Anderes erwartet. Er liest mit Höhen und Tiefen und mir hat sein kurzweiliger Vortrag sehr gut gefallen.
Fazit:
Ein interessanter, spannender und gesellschaftskritischer Thriller mit kleinen Schwächen, den ich aber gerne weiterempfehle.