Rezension

Umstrittenes Buch

Die Seiten der Welt
von Kai Meyer

Auf dem Buchmarkt gehypt, die Rezensenten heben es entweder in den Himmel oder sind enttäuscht: Kai Meyers "Die Seiten der Welt" war bei seinem Erscheinen bei Lesern viel im Gespräch. Mittlerweile ist das durch andere Neuerscheinungen abgeflaut. Und ob das Buch das Potenzial hat, ein Klassiker zu werden, wird sich noch zeigen.

Die fünfzehnjährige Furia Salamandra Faerfax lebt auf einem englischen Landsitz mit einer unendlichen Bibliothek im Keller. Sie hat eine besondere Bindung zu Büchern und eine besondere Begabung: Sie ist Bibliomantin, und wenn sie erst ihr persönliches Seelenbuch gefunden hat, wird sie damit die Macht der Worte entfesseln können. Doch ihr ruhiges Leben ist bedroht, und ganz auf sich allein gestellt, muss sie ihren kleinen Bruder retten...

Mehr soll vom plot nicht erzählt werden, um die Spannung nicht zu zerstören. Einiges an Spannung ist da, es gibt auch ansprechende Charaktere, und vor allem finden sich viele liebevoll ausgemalte Details: Origami-Figuren, die den Staub auf den Büchern aufpicken, ein Buchstabenschwarm, die geheime Stadt Libropolis, lebendige Exlibris... Und dennoch fehlt etwas, das diese Details zusammenhält. Die Geschichte ist zu verworren, es gibt zu viele Feinde, die sich in den Weg kommen, die Aufgabe, den Bruder zu retten, wird aus den Augen verloren. Worin die Kraft der Bibliomantik denn nun besteht, wird nicht klar; sie wird eigentlich nur zum Kampf eingesetzt, obwohl andere Möglichkeiten angedeutet werden. Furia bleibt blass, und auch die meisten anderen Figuren gewinnen wenig Konturen. Und für ein Kinderbuch werden dann doch zu viele Personen umgebracht, teils mit ziemlicher Brutalität, teils ohne großes Aufheben. So wurde ich nicht wirklich gefesselt von diesem Buch und konnte mich dabei beobachten, dass meine Gedanken häufig abschweiften - kein echtes Leseerlebnis für mich. Daher schließe ich mich mit Bedauern den enttäuschten Kritikern an. Schade; aus den vielen Ideen hätte man mehr machen können.