Rezension

Hübsch anzusehen Interpretation des Klassikers von Jane Austen

Stolz und Vorurteil -

Stolz und Vorurteil
von Jane Austen

Bewertet mit 4 Sternen

Junge trifft Mädchen - die Geschichte von Elizabeth Bennet und Mr. Darcy ist nicht neu - aber als Graphic Novel in dieser Ausgabe interessant interpretiert

Die Geschichte ist bekannt, oder? Bei den Fantas würde es heißen: „Junge trifft Mädchen“ und es ist kein Spoiler, dass aus dem Treffen ein #happylyeverafter wird. 
Jane Austens Meisterwerk gibt ist in unzähligen Ausgaben, großartigen Verfilmungen und nun quasi Austen 2.0 als Graphic Novel. 

Die Charaktere sind lebendig gezeichnet: sei es die von ihren Nerven geplagte Mrs. Bennet, Lydia, über die ich mich immer aufregen kann, weil ich sie einfach furchtbar finde, sowie die liebreizende Jane - und ich bin begeistert von der Darstellung von Elizabeth Bennet und Mr. Darcy.
Tara Spruit war sogar so freundlich, Mr. Collins ein nettes Äußeres zu verleihen. 

Die Farben gefallen mir gut, sie sind stimmig und es macht Spaß, die Bilder zu betrachten. Der Moment, in dem Lizzy Pemberley zum ersten Mal sieht, sowie der erneute Antrag von Mr. Darcy, stehen den Szenen in den Verfilmungen in nichts nach.

Stolz und Vorurteil ist ein umfangreiches Werk, die Texte der Graphic Novel orientieren sich daran, in einigen Szenen wird aus dem Original zitiert. Der Komplexität der Erzählung ist es geschuldet, dass das Comicbuch nicht alle Handlungsstränge aufgreifen und Personen einbringen kann, die Geschichte wird jedoch im Wesentlichen wiedergegeben. 

Austen Ultras mögen von der kreativen Freiheit bei der Umsetzung irritiert sein, auch mir waren Marys Interesse an Entomologie sowie die Begeisterung von Jane und Lizzy für nächtliche Ausflüge auf den Friedhof bisher entgangen; und ich habe mich gefragt, warum Anne de Bourgh mit einem Schirm auf dem Sofa sitzt? Egal. 

Die Gliederung in Frühling, Sommer, Herbst & Happy End finde ich wunderbar und man spürt Seite für Seite die Begeisterung von Claudia Kühn und Tara Spruit für die Geschichte.  

Der Ausdruck #janeite ist Ende 18Hundertirgendwann entstanden und gibt die Wertschätzung für das Werk von Jane Austen wieder. Diese Anerkennung war zu der Zeit überwiegend männlich, daran hat sich jedoch inzwischen einiges geändert - und das hat ausdrücklich nicht nur etwas mit einem aus dem Tümpel von Pemberley auftauchenden Mr. Darcy zu tun.

Nun also Austen als Comicbuch. Warum nicht? Die Geschichten von Jane Austen sind zeitlos, ihr Humor und ihre Ironie sind wunderbar, sie war eine interessante, kluge und moderne Frau – ich möchte annehmen, dass es ihr gefallen würde, ihre Geschichte in dieser Form zu erleben.

Wenn man bedenkt, dass die Verfilmung der BBC ca. 6 Stunden lang ist, dann ist nachvollziehbar, dass ein Comicbuch mit 250 Seiten nicht alle Feinheiten und Spitzfindigkeiten aufgreifen kann, nicht alle Charaktere Platz zwischen den Seiten finden. Zum einen ist es schade, die Ungeschicktheit von Mr. Collins, das anmaßende Verhalten von Lady Catherine de Bourgh und die wunderbaren Gardiners nur angedeutet zu erleben, aber vielleicht macht es die Lesenden, die Jane Austen bisher nicht für sich entdeckt haben, neugierig auf ihr Werk.

Es war ein Vergnügen, das obstinate headstrong girl Elizabeth Bennet in dieser Graphic Novel zu erleben und ich wünsche dem Comicbuch viele begeisterte Lesende.
Die Graphic Novel gefällt mir gut, sie ist eine feine Interpretation der schönsten Liebesgeschichten aller Zeiten.