Rezension

Eine ungewöhnliche Freundschaft – und noch viel mehr

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat - Gavin Extence

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
von Gavin Extence

Bewertet mit 5 Sternen

Das Leben von Alex Woods ändert sich schlagartig, als eines Abends ein Meteorit das Dach des Hauses durchschlägt und er im Badezimmer unter Trümmern begraben wird. Mit einer Kopfverletzung liegt er zwei Wochen im Koma und leidet fortan an Temporallappenepilepsie. Während Alex mühsam lernt, mit den Anfällen umzugehen, kann er die Wohnung kaum verlassen und flüchtet sich in die Welt der Bücher, vor allem solche über das Gehirn und das Universum. Als er wieder in die Schule gehen kann, ist Alex mit seiner Krankheit und seiner Lesebegeisterung das Ziel des Spotts seiner Mitschüler. Als er eines Tages vor einer Gruppe Rowdys durch das Dorf flüchtet, landet er im Garten des alten Mr. Peterson. Die beiden freunden sich an. Als Alex vor der wichtigsten Entscheidung seines Lebens steht, kann ihn weder eine besorgte Mutter noch die Fahndung der Polizei davon abhalten zu tun, was er für richtig hält.

Der Debütroman des Briten Gavin Extence klingt nach der Beschreibung einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem jungen Epileptiker und einem alten Kauz. Das ist sie auch und doch noch so viel mehr. Während Alex dem Leser von seinem Leben berichtet, erzählt er auch ausgiebig über Meteoriten, das Gehirn und Epilepsie und die Einstufungskategorien, die dazu führen, das man von seinen Mitschülern gemobbt wird. Das alles wird auf eine kurzweilige und humorvolle Art verpackt, dass man anschließend etwas gelernt hat, ohne es zu merken, z.B. den Unterschied zwischen Meteoren, Meteoriten und Asteroiden. Mr. Peterson bringt Alex die Bücher von Kurt Vonnegut näher, so dass Alex sich oft auf dessen Werke bezieht und daraus zitiert. Ich habe schon von Kurt Vonnnegut gehört, aber noch nichts von ihm gelesen, so dass ich nun auch neugierig auf seine Bücher geworden bin. Schließlich kommt das Buch auf sein ernstes Hauptthema zu sprechen: eine unheilbare Krankheit und Sterbehilfe. Man merkt, dass der Autor das Thema sehr gut recherchiert hat und sich für Sterbehilfe ausspricht, er lässt dem Leser jedoch durch Alex‘ indirekte und etwas distanzierte Erzählweise genug Raum zum Nachdenken, wie man selbst zu diesem Thema steht. Alex erzählt alles aus seiner subjektiven Sicht, so dass ich mich oft fragte, wie ich in dieser Situation handeln würde. Dies ist eine der großen Stärken des Buches. Die andere besteht darin, auch in ernsten Situationen immer wieder lustige Szenen und humorvolle Dialoge zur Auflockerung einzubringen, ohne lächerlich zu wirken. Überhaupt geht Gavin Extence sehr würdevoll und klischeefrei mit seinen Charakteren um.
Fazit: Ein großartiges und überaus lesenswertes Buch, das gleichzeitig ernst und humorvoll ist. Für dieses wunderbare Leseerlebnis gebe ich eine klare Empfehlung und werde bestimmt auf zukünftige Bücher von Gavin Extence ein Auge werfen.