Rezension

Enttäuschend

Gelöscht - Teri Terry

Gelöscht
von Teri Terry

MEINUNG
Gelöscht war einer meiner erwartende Jahreshighlights, dass ich mir nicht entgehen lassen wollte. Umso aufgeregter war ich, als ich das Buch in meinen Händen hielt und die erste Seite aufschlug. Ich hatte mir schon in Vorfeld Gedanken darüber gemacht, was mich wohl erwarten könnte. Der Inhalt klang vielversprechend, ein wenig wie ACID oder Vollendet. Dementsprechend habe ich eine kritische Auseinandersetzung mit kriminellen Jugendlichen erwartet.

Das Wort Kriminell mag in Gelöscht auch durch aus seinen Bestand haben, denn fast Jugendlicher, dessen Gedächtnis man ausgelöscht (geslated) hat, soll einmal kriminell gewesen sein. Auch Kyla hat dieses Verfahren durchmachen müssen und versucht sich nun in ihre neue Familie zu integrieren. Dabei ist ihr Alltag erst mal bespickt mit Banalitäten, die meiner Meinung nach den Lesefluss ins Unendliche gezogen haben. Natürlich erlebt ein Slater den Schulalltag ganz anders als ein normaler Schüler und man hätte es genauso gestalten müssen. Da Kyla aber scheinbar in ihrer Entwicklung so weit ist, überspringt sie einfach jede Förderklasse und wird nach ihrem Alter entsprechend in die richtige Klasse versetzt. Es wird einem also wieder das Bild einer tollen und besonderen Charaktere vor Augen geführt, die alle in den Wind schießt.

Die ersten 200 Seiten haben sich also schön in die Länge gezogen und mir einen ziemlichen Dämpfer verpasst. Ich hatte mir da eindeutig etwas anderes erhofft als mitlesen zu müssen wie sich Kyla von einem Tag in den nächsten durch die Schule quält. Die Spannung kommt spätestens dann auf, wenn Kyla endlich anfängt ihre Umgebung besser zu beobachten. Überall herrscht plötzlich höchste Sicherheitsstufe, Polizisten sind überall und auch in Kyla selbst geht eine Veränderung vor. Dennoch bleibt alles sehr kryptisch. Was diese Einschübe bedeuten und was für eine Rolle sie in Kylas Leben spielen, wird man im ersten Band leider nicht erfahren. Es entsteht nun aber eine Atmosphäre, die meine Meinung nach die Autorin perfekt umgesetzt hat. Als Leser spürt man richtig, dass da etwas unter der Oberfläche am Brodeln ist und das es nur eine Frage der Zeit ist bis alles in sich zusammen stürzt. Was genau dies ist, kann man aber ebenso wie Kyla nicht benennen.

Figuren sind rar gesät und eigentlich gibt es nicht so wirklich einen, der mir besonders aufgefallen ist. Mir hat hier einfach das „besondere Etwas“ gefehlt. Bösewicht. Check. Sportler. Check. Dumme Nuss. Check. Regimekritikerin. Check. Darunter leidet auch ein wenig die Liebesgeschichte, die ruhig ein paar Seiten hätte haben dürfen um wirklich als Liebesgeschichte zu gelten. So war es eher die unglaubwürdige Liebe auf den ersten Blick. Dennoch haben mich zwei Charakteren wirklich überzeugt. Zum einen ist das die Doktorin von Kyla, die durch ihre undurchschaubaren Art den Leser sofort wissen lassen möchte, was sich hinter diesen harte Fassade verbirgt, und zum anderen ist das Kylas neue Mutter, die erst unsympatisch wirkt und dann durch ihre Geschichte menschliche Züge annimmt, die man nicht von ihr erwartet hätte.
  
FAZIT
Gelöscht war leider etwas enttäuschend aufgrund der hohen Erwartungen. Eine schöne Idee, die langsam zum Höhepunkt schreitet, diesen aber leider nicht gänzlich erreichen kann. Stattdessen wirkt Gelöscht wie ein riesiger Prolog, der wahrscheinlich die offenen Fragen erst im zweiten Teil beantworten kann. Die Atmosphäre des Buches machen es trotzdem zu einen guten Debüt!