Rezension

eindringliche, faszinierende Dystopie

Gelöscht - Teri Terry

Gelöscht
von Teri Terry

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Prolog entführt uns in einen Albtraum, den wir im Laufe der Geschichte immer wieder durchleben und der sich vor allem, weiterentwickelt. Ein Einstieg, der neugierig macht.

Danach lernen wir erst einmal die 16-jährige Kyla und die Welt in Grossbritannien im Jahr 2054 kennen. Kriminelle werden geslated, damit sie eine zweite Chance bekommen. Das heisst, das Gedächtnis und die Persönlichkeit werden gelöscht. Das Levo kontrolliert jede Gefühlsregung und unterbindet jegliche Aggressivität. Diese 'Technik' schockiert, wirft aber auch gleich viele Fragen auf und erhöht die Spannung. Schnell hat mich Teri Terry mit ihrer Story so in den Bann gezogen, dass ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte.

"Gelöscht" ist aus der ich-Perspektive von Kyla geschrieben. Zu Beginn ist sie sehr vorsichtig, da sie in eine ganz neue Familie, in ein ihr total unbekanntes Umfeld kommt und alles neu lernen muss. Schnell wird aber klar, dass sie anders ist als die anderen Slater und sie beginnt nachzuforschen, selbständig zu denken und entdeckt einige Talente an sich. Kyla als Protagonistin fand ich sehr faszinierend.
Mit Ben, einem anderen Slater, freundet sich Kyla an. Bei ihm findet sie immer ein offenes Ohr, doch er kann nicht aus seiner Haut, sein Levo setzt ihm Grenzen. Für Kyla ist er bald der Lebensmittelpunkt und so hätte ich sehr gerne noch etwas mehr über ihn erfahren.

Sehr gut gefallen hat mir das Verwirrspiel mit den Charaktere. Kaum eine Person scheint so zu sein, wie sie auf den ersten Blick wirkt. So weiss Kyla bald nicht mehr, wem sie wirklich trauen kann und auch ich begann, jeden zu hinterfragen und an jedem zu zweifeln.
Auch die Grundidee hat mir ausgesprochen gut gefallen. Das Slating schockiert und fasziniert zugleich.

Viel Negatives kann ich gar nicht anmerken. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und es werden sehr viele Erkenntnisse gewonnen. Da braucht man doch etwas mehr Zeit, um alles einordnen und verarbeiten zu können.
Was mir jedoch gar nicht gefallen hat, ist der doch sehr fiese Cliffhanger am Ende. Es ist also ratsam, Band 2 "Zersplittert" gleich griffbereit zu haben, sonst bleibt man mit einigen offenen Fragen zurück.

Teri Terrys Schreibstil ist sehr einfach gehalten. Durch die ich-Perspektive erhalten wir einen sehr guten Einblick in Kylas Psyche. Mit den oft kurzen Sätzen baut die Autorin eine dichte und eindringliche Atmosphäre auf, die einen packt.
Immer wieder durchleben wir mit der Protagonistin ihre Albträume, welche ihre Ängste gut aufzeigen und die Spannung ankurbeln.

Fazit:
"Gelöscht" ist zwar eher eine ruhige dafür aber umso eindringlichere Dystopie. Die Geschichte hebt sich von der grossen Dystopie-Welle ab, hat mich fasziniert, schockiert und vor allem zum Spekulieren gebracht. Bisher hat mich kaum ein Buch so jede Charakter hinterfragen lassen.
"Gelöscht" wird bestimmt nicht so schnell aus meinen Erinnerungen gelöscht - zu sehr hat sich die Story in mein Gehirn gebrannt.