Rezension

Spannend, düster, nahezu perfekt

Gelöscht - Teri Terry

Gelöscht
von Teri Terry

Bewertet mit 5 Sternen

Normalerweise bin ich kein besonders großer Fan von Dystopien und mache meistens einen großen Bogen um diese. Zuletzt hat sich dies jedoch ein bisschen geändert und somit habe ich u.a. auch "Gelöscht" von Teri Terry eine Chance gegeben - und ich habe es nicht bereut. Ich muss zugeben, dass ich im Vorfeld keinerlei Erwartungen an das Buch hatte und diesem ein wenig skeptisch gegenüber stand, aber wie sich herausgestellt hat, war dies absolut nicht nötig, denn "Gelöscht" ist ein phantastisches Buch, welches mich direkt in seinen Bann ziehen konnte. 

Teri Terry benutzt hierbei eine sehr angenehme Sprache, die leicht und verständlich ist. Die Slater, die Terroristen, sowie die Regierung werden gut beschrieben, man kommt bei den Geschehnissen gut mit und man lernt ein vollkommen anderes London kennen, als man bislang kannte. Die Geschichte liest sich oftmals düster, sehr spannend und vor allem wahnsinnig interessant. Die Figuren werden ausführlich beschrieben, die Dialoge sind stimmig und flüssig und regen so manches Mal zum Nachdenken an und auch sonst mag bei "Gelöscht" sehr vieles zusammenpassen. Man merkt der Autorin an, wie viele grandiose Ideen sie hierbei hatte und diese mehr als gut umgesetzt wurden. 

Mit Kyla lernt man eine Protagonistin kennen, die sehr sympathisch ist, aber auch viele Geheimnisse in sich trägt. Sie wurde von der Regierung geslated, was bedeutet, dass sämtliche Erinnerungen an ihr Leben ausgelöscht wurden und sie ein vollkommen neues Leben beginnen muss. Sie bekommt neue Eltern, neue Geschwister, die sie nicht kennt und die auch in ihrem vorherigen Leben keine Bedeutung hatten. Geslated werden immer nur Jugendliche, die schwere Verbrechen begangen haben und durch das Slating eine zweite Chance im Leben erhalten. Dabei müssen sie ein sogenanntes Levo tragen, welches die Stimmung des jeweiligen Slaters aufzeichnet und diesen evtl. sogar ausschaltet, falls dieser nicht die Regeln einhält, die von der Regierung vorgeschrieben sind. Kyla merkt schnell, dass sie anders als die anderen geslateten Jugendlichen ist. Während andere immer lächeln und anscheinend stets glücklich sind, erinnert sich Kyla stellenweise an ihr altes Leben und muss dies vor allen Menschen verbergen. Aber ist Kyla tatsächlich eine Terroristin gewesen oder wurde bei ihr ein Fehler gemacht? Ihre neue Schwester Amy, die ebenfalls geslated wurde, ihre neuen Eltern, sowie ihre Freunde Ben und Jazz werden ebenfalls sehr gut beschrieben und man lernt sie gut kennen. Auffällig ist dabei, dass man nie genau weiß, welchen Personen man hier eigentlich trauen kann. Jeder für sich scheint seine ganz eigenen Geheimnisse zu haben, sodass man auch als Leser ständig überlegt, wer auf der "guten" und auf der "bösen" Seite steht.

Mir hat die Idee mit dem Slating sehr gut gefallen, was ich zunächst nicht erwartet hätte. Ich habe zwar im Vorfeld einiges darüber gelesen, jedoch war ich mir unsicher, ob die Geschichte in meinen Augen funktionieren kann. Mittlerweile bin ich jedoch sehr froh darüber, dass ich mich in der Hinsicht getäuscht habe, denn die Ideen wurden von der Autorin mehr als gut umgesetzt, sodass die Geschichte unvorhersehbar verläuft und man nie weiß, wem man trauen kann. Auch die Regierung und die sogenannten Terroristen, die für ein Leben ohne Slating und ohne Kontrolle kämpfen, haben mir sehr gut gefallen. Obwohl auf den ersten Blick zunächst klar ist, wer hier die Guten und wer die Bösen sind, merkt man im Laufe der Geschichte, dass doch nicht immer alles so ist, wie man zunächst gedacht hat. Von daher habe ich die vielen kleinen Überraschungsmomente sehr genossen und mit Spannung verfolgt. 

Die Covergestaltung hat mir dagegen leider nicht gefallen und war u.a. auch ein Grund, weshalb ich dieses Buch so lange nicht lesen wollte. Ich hätte mir hier ein aussagekräftigeres Cover gewünscht. Die Abbildung von Kyla allein reicht mir hier nicht aus. Die Kurzbeschreibung ist dagegen sehr gelungen und fasst die wichtigsten Themen zusammen, ohne dabei zu viel zu verraten.

Insgesamt ist "Gelöscht" ein sehr guter Auftakt der "Slated"-Trilogie, der mit vielen Ideen, einer brillanten Umsetzung und vielseitigen Figuren bestückt ist. Ein oftmals düsteres Szenario sorgt ebenfalls dafür, dass die Geschichte stets spannend ist, sodass ich dieses Buch nur empfehlen kann. Wer Dystopien mag, sollte diesem Buch auf jeden Fall eine Chance geben.