Rezension

mitreißende Dystopie mit undurchsichtigen Charakteren

Gelöscht - Teri Terry

Gelöscht
von Teri Terry

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Kyla ist 16 und kann sich an nichts erinnern, denn sie wurde geslated. Das bedeutet, dass sie in ihrem bisherigen Leben eine Straftat begangen haben muss, weshalb die Regierung ihre Erinnerungen, mitsamt ihrer Persönlichkeit gelöscht hat. Sie musste alles neu lernen und ist nun soweit, um ihr neues Leben bei einer unbekannten Familie zu beginnen. Außerdem trägt sie ein Levo, ein mit ihrem Nervensystem verbundenes Armband, das ihre Stimmungen überwacht und sich (und damit auch seinen Träger) abschalten kann, wenn der Wert zu tief fällt.

Kyla versucht sich in das Leben mit ihrer neuen Familie einzugliedern, doch das ist gar nicht so einfach, denn sie wird ständig überwacht und merkt auch ziemlich bald, dass sie anders ist, als andere Slater. Denn sie hat immer wiederkehrende Träume, die Erinnerungsfetzen aus ihrem alten Leben darstellen. Kyla sucht nach Antworten, doch wem kann sie sich anvertrauen??

Meinung:
Ich muss gestehen, dass mich schon allein der Klappentext und die Leseprobe magisch angezogen haben, so dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste und auch wenn die Entwicklungen in eine andere Richtung gehen als erwartet, hat es sich auf jeden Fall gelohnt.

„Gelöscht“ fällt in das Genre der Dystopien, spielt dabei aber nur 50 Jahre in der Zukunft. Man bekommt dabei durchaus die wichtigsten Hinweise, wieso sich England vom Rest der Welt getrennt hat und welche Veränderungen dadurch eingeführt wurden. Jedoch erfolgt dies erst ziemlich spät im Laufe des Romans und beschränkt sich dabei auf das Wesentliche. Dies ist zwar etwas schade, da genauere Hintergründe bestimmt interessant gewesen wären, jedoch fand ich die vorhanden Infos erstmal für ausreichend und hoffe ja doch, dass die Autorin im Folgeband noch ein paar Hintergrundinformation einfließen lässt.

Denn auch ohne die ausführlichen Hintergründe wird einfallsreich und spannend beschrieben, wie sich Kyla in ihrem neuen Leben zurechtfinden muss. Dabei kann sich der Leser auch gut in Kyla hineinversetzen und ihre Verunsicherung direkt nachvollziehen. Sie hat es auch wirklich nicht einfach und muss, unter anderem, mit einer schroffen Mutter und Anfeindungen von Mitschülern zurechtkommen. Und als wäre das noch nicht genug, sind da auch noch ihre Albträume und die Frage, was es damit auf sich bzw. wie ihr früheres Leben ausgesehen hat.

Zu Beginn dachte ich, gerade das würde den größten Reiz für mich ausmachen, herauszufinden, was hinter Kyla's Vergangenheit steckt und was es mit ihren Träumen und Erinnerungsfetzen auf sich hat. Doch leider muss man sich dafür wohl noch auf die Folgebände gedulden, denn klare Antworten gibt es in diesem ersten Teil noch nicht. Aber nichtsdestotrotz ist das Buch wirklich mitreißend, durchgehend spannend und obwohl der Schreibstil teilweise sogar ziemlich nüchtern ist, habe ich mich an keiner Stelle gelangweilt. Ich konnte es kaum aus der Hand legen, weil ich einfach wissen musste, wie es weitergeht. Und dieser Suchtfaktor wurde noch dadurch unterstützt, dass die Kaptiel alle so kurz und knackig waren und man sich dann immer wieder gedacht hat, „ach, eins geht noch“ und „nur noch eins“.

Doch das wahrlich Besondere an dem Buch sind für mich die vielschichtigen Charaktere und Fr. Terrys Art sie im Buch einzubringen. Denn dass ein Protagonist in einem Buch mal geheimnisvoll und undurchschaubar ist, ist ja schon zu einem weitverbreiten Standard geworden. Aber Fr. Terry toppt dies alles, denn keiner ihrer Figuren ist einfach nur gut oder böse und man ist sich von fast keinem sicher, ob Kyla ihm nun wirklich vertrauen kann. So bildet sicher der Leser eigentlich zu Beginn gleich seine Meinungen über die einzelnen Figuren und muss miterleben, wie diese Meinungen im Laufe des Romans immer mehr ins Schwanken kommen oder am Ende ganz zerfallen. Dies hat die Autorin einfach sehr faszinierend umgesetzt.

Natürlich gibt es im Roman auch eine kleine Liebesgeschichte, die aber eher nebensächlich ist und eigentlich nur den Grundstein für das Ende dieses ersten Bandes legt, welches den Leser total neugierig zurück lässt.

Fazit:
„Gelöscht“ ist ein spannender und Auftakt, der zwar noch viele Fragen offen lässt, aber dennoch komplett überzeugen und fesseln kann. Vor allem durch die interessante Grundidee, mach unerwartete Wendung und die faszinierende Charakterbildung der einzelnen Figuren kann sich die Geschichte auch von den anderen Vertretern dieses Genres abheben. Schlussendlich reichts trotz kleinerer Kritikpunkte doch noch für die kompletten 5 Sterne, da mich das Buch wirklich mitreißen konnte.