Rezension

Wow

Gelöscht - Teri Terry

Gelöscht
von Teri Terry

Bewertet mit 5 Sternen

London im Jahr 2054: Kyla ist 16 und wurde geslated. Ihre Erinnerungen und alles, was ihre Persönlichkeit ausgemacht hat, wurde gelöscht. Wie ein Kleinkind muss sie alles von grundauf neu erlernen, damit sie aus dem Krankenhaus entlassen und zu ihrer Familie zurückkehren kann. Doch an ihren Eltern und ihrer Schwester ist irgendetwas merkwürdig. Warum sieht ihre Schwester Amy so anders aus als ihre Eltern? Doch die Geheimniskrämerei um sie herum ist nicht ihr einziges Problem. Nachts quälen Kyla Albträume. Das Problem daran ist nur, dass die Träume viel zu real erscheinen, um schlicht und einfach nur Träume zu sein. Als sie schließlich in einer Gruppensitzung noch andere geslatede Kinder kennenlernt, bemerkt sie langsam, dass sie anders ist, als die anderen Slater. Besonders zu einem Jungen fühlt sie Verbindung, die normalerweise garnicht existieren dürfte. Nachdem sie sich auch noch auf einer illegalen Internetseite für vermisste Kinder wiederfindet, versucht Kyla nun einige Antworten zu bekommen. Doch Antworten zu bekommen ist viel schwieriger und gefährlicher, als man glaubt. Als dann auch noch Ben, ein Freund von Kyla, der ebenfalls geslated wurde, spurlos verschwindet, scheint für Kyla eine Welt zusammenzubrechen.

Dieses Buch hat es wirklich in sich und hat mich mehr als einmal dazu gebracht, fast meine Haltestelle zu verpassen. Wenn ich erstmal zum lesen kam, war es fast unmöglich freiwillig wieder aufzuhören.

Zwei Hauptthemen spielen beim ersten Teil von Teri Terrys Debüt eine zentrale Rolle. Zum einen der Gedächnisverlust, den die Protagonistin durch das Slaten erlitten hat. Das Thema ist sehr emotional aufgearbeitet worden und spricht besonders die Dinge an, die sich wohl jeder Fragen würde, dem von seinem alten Leben, abgesehen von einigen Flashbacks, absolut nichts geblieben ist. Die Frage: "Wer war ich und wie war mein Leben vorher?" spielt hier die bedeutenste Rolle.
Das andere Thema ist die düstere Zukunftsversion eines autoritären Staates. Ein klassisches Dystopiethema, in dem die Regierung vorschreibt, was gesagt und getan werden darf. Wer in dieses System nicht hinein passt verschwindet. Schlicht und einfach. Der ein oder andere mag das Thema vielleicht etwas abgedroschen finden, aber mir wird bei der Thematik immernoch jedes Mal mulmig im Magen. Es büßt einfach nichts von seiner Dringlichkeit ein. "Gelöscht" ist allerdings eher weinger ein politisches Buch. Dieses Thema ist eher eine allgegenwärtige Bedrohung im Hintergrund. Man braucht nicht andauernd direkt drauf aufmerksam machen, denn man wird selbst in Kleinigkeiten andauernd drauf aufmerksam gemacht.

Teri Terry hat einen sehr spannenden und lebendigen Erzählstil. Es macht unglaublich viel Spaß der Handlung zu folgen und mitgerissen zu werden. Meiner Meinung nach würde es sich als Jugendbuch ab 16 gut machen. Obwohl das Buch emotional ziemlich aufwühlend war, ist es nicht unbedingt actionlastig. Vieles läuft auf psychischer Ebene ab. Aber keine Angst, liebe Actionfans, auch an euch wurde gedacht - ein paar aufregende Momente gibt es nämlich ;)

Besonders gefallen haben mir die Charaktere. Kyla ist eine Person, die man einfach gern haben muss. Sie kam mir an keiner Stelle im Buch nervig oder anstrengend vor. Ja - sie neigt ein wenig zur Melodramatik, aber mit 16 darf man das. Die Story will schließlich auch weiter kommen.
Aber auch die anderen Personen in "Gelöscht" sind sehr viel mehr, als sie auf den ersten Blick scheinen. Einige Charaktere können mit sehr viel Tiefgang beeindrucken. Scheinbar hat Terry sich sehr viele Gedanken über ihre Personen gemacht. Sie alle haben etwas greifbares und lebendiges.

Ich habe es zwar schon im ersten Absatz gesagt, aber ich muss es einfach wiederhohlen. "Gelöscht" ist ein genialer Auftakt, der schlicht und ergreifend 5 Sterne verdient hat. Freue mich schon riesig auf die beiden Nachfolger!