Rezension

Zerstörerisches Schweigen

All das Ungesagte zwischen uns
von Colleen Hoover

Bewertet mit 4.5 Sternen

„All das Ungesagte zwischen uns“ ist mein drittes Buch von Colleen Hoover und ich lerne sie auch in diesem Genre als Autorin immer weiter schätzen.

 

Inhalt:

Bei einem schweren Autounfall sterben der Vater und Ehemann sowie die Tante und Schwester der sechzehnjährigen Clara und ihrer Mutter Morgan. Mit dem Tod der beiden kommt ein dunkles Geheimnis an’s Licht, das Morgan mit aller Macht vor ihrer Tochter verbergen will. Doch die Heimlichkeiten führen dazu, dass das sowieso schon angespannte Verhältnis zwischen Clara und ihrer Mutter immer mehr außer Kontrolle gerät. Außerdem verliebt Clara sich in einen Jungen, mit dem Morgan sie nicht sehen will und diese findet gleichzeitig Halt bei keinem Geringeren als dem Ehemann ihrer Schwester.

 

Meine Meinung:

Das Buch hat meine Lesergefühle auf eine Achterbahnfahrt geschickt. Es gab Strecken, die haben mich emotional sehr berührt und dann wieder welche, mit denen ich meine Schwierigkeiten hatte. Manche Handlungen der Protagonisten fand ich sehr verständlich dargestellt, andere konnte ich wieder gar nicht nachvollziehen.

Der große Aufhänger der Geschichte ist, dass Morgan unter allen Umständen die Wahrheit über die Verstorbenen vor ihrer Tochter verbergen will. Sie will das so sehr, dass sie es sogar in Kauf nimmt, von Clara selbst in einem schlechteren Licht gesehen zu werden. Das war mir ab einem gewissen Punkt unverständlich, zumal ich mich gefragt habe, ob im wahren Leben wirklich jemand so selbstlos sein könnte. 

 

Der Schreibstil ist typisch Colleen Hoover. Sehr tiefgreifend und gleichzeitig auf das Innenleben der Charaktere bezogen. Umgebungen oder Orte werden kaum dargestellt, bzw. nur dann, wenn sie einen direkten Nutzen für die Geschichte haben. Das kommt mir im Vergleich zu anderen Autoren immer etwas befremdlich vor. Morgan und Clara erzählen die Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive, sodass man ihre Sicht auf die Ereignisse direkt vergleichen kann.

 

Zu den Charakteren lässt sich sagen, dass Morgan wirklich eine tolle Entwicklung im Laufe der Geschichte durchmacht. Schon vor dem Tod von Mann und Schwester befindet sie sich in einer Art Dauerdepression. Man könnte fast behaupten dieser schwere Schicksalsschlag hat sie in gewisser Weise befreit. Ihre Darstellung war mir allerdings fast ein bisschen zu glatt. Sie hat zwar viele Probleme mit sich selbst und in ihrer Rolle als Mutter, allerdings ist sie in jeder Situation so aufopferungsvoll und stellt ihr eigenes Wohl hinter das von jedem anderen, dass es mir fast ein wenig zu viel war.

Claras Teil der Geschichte wird mit einer typischen Teenagerstimme erzählt. Vor allem zu Beginn und am Ende hat mir das super gut gefallen. Da hatte die Erzählung so einen bestimmten Flair, der mich an alte Highschool-Filme aus den USA erinnert hat. Im Mittelteil ist meine Begeisterung dafür aber ein bisschen abgeflacht. Das lag zum Einen daran wie die Beziehung zwischen Clara und ihrem Freund Miller dargestellt wurde und zum Anderen daran, dass die Geschichte einen starken Fokus darauf legt zu zeigen, wie unreif Clara und ihre Entscheidungen noch sind.

 

Die Männer in „All das Ungesagte zwischen uns“ sind nahezu perfekt. Auch das ist mir in Colleen Hoover Geschichten schon häufiger aufgefallen. Also, dass ihre männlichen Protagonisten entweder „die Falschen“ oder aber absolute Traummänner sind. Allerdings habe ich noch nicht genug von ihren Büchern gelesen, um sagen zu können, ob das wirklich eine Marotte ist. 

 

Die Oberthemen und Botschaften der Geschichte haben mir sehr gut gefallen und mich teilweise wirklich emotional ergriffen. Es geht um Verlust, um Trauer, um Betrug und Verzeihen. Aber auch um die Liebe. Darum ob und wie sie für immer währen kann. Das Buch macht deutlich, dass es nie zu spät ist, dem Leben eine neue Richtung zu geben, dass man an seine Träume glauben und den Menschen, die man liebt, die Wahrheit sagen sollte, auch wenn sie noch so sehr weh tut.

 

Fazit:
„All das Ungesagte zwischen uns“ ist eine sehr emotionale Geschichte, die mir viel gegeben hat. Im Plot findet sich die ein oder andere Schwäche, auf die ich nicht näher eingehe, weil ich diese Rezension spoilerfrei halten möchte. Ich bin froh das Buch gelesen zu haben und würde es jedem empfehlen. Außerdem hat mich das Ende der Geschichte sehr ergriffen und ich bin den ganzen Abend lang mit einem wohligen Gefühl im Bauch herumgelaufen.