Rezension

Emotional und mit Tiefgang

Dark Ivy – Wenn ich falle -

Dark Ivy – Wenn ich falle
von Nikola Hotel

Bewertet mit 4 Sternen

Eden beginnt ihr Studium an der Woodford Academy - ein College mit Charme, ein College für Studenten mit vermögenden Eltern. Dass sie anders ist als ihre Kommilitonen, bekommt sie schnell zu spüren. Sie war auf keiner Privatschule und sie kann sich nicht die Studiengebühren und auch nicht jeden Tag einen Kaffee aus dem teuren Café auf dem Gelände des Colleges leisten. Das Studium an der Woodford Academy wird ihr „nur“ durch ein Stipendium ermöglicht. Gelingt es ihr trotzdem, Anschluss zu finden und ein neues Leben, ein hoffentlich glücklicheres Leben, zu beginnen? Und spürt nur sie das Prickeln in Gegenwart von ihrem Kommilitonen William Grantham III. oder beruht das auf Gegenseitigkeit?

Eden ist eine sympathische Protagonistin. Ihre Liebe zu zumeist unbekannten Wörtern, die bestimmte Gefühle oder Phänomene beschreiben, ist nur eine der zahlreichen Charaktereigenschaften, die sie besonders und liebenswert machen. Auf der anderen Seite sind ihre Unsicherheiten, ihre Zweifel und der Wunsch dazuzugehören, nachvollziehbar und für die Leser leicht greifbar. Noch dazu hat sie Angst, dass jemand ihr Geheimnis, ihren Verlust, herausfindet und sie deshalb verurteilt – so wie es alle ihre Mitschüler in den letzten Monaten getan haben. Diesen Schmerz, der mit den Erinnerungen an diese Zeit und dem Verlust einhergeht, die Schuldgefühle und die ständige Unsicherheit, jemand könnte sie deshalb verurteilen, sodass sie wieder ganz alleine dasteht, kommt beim Lesen beinahe schmerzhaft rüber.

Unter Edens Kommilitonen sind sympathische Nebencharaktere dabei, die ihren eigenen Charme haben, der sich zum Teil erst im Verlauf der Geschichte entwickelt oder erst noch herauskristallisiert. Positiv ist, dass einige, wenn auch nicht alle von ihnen eine eigene Geschichte bekommen. Sie wirken greifbar und menschlich, in sich rund und bedeutend, und nicht nur wie ein Mittel zum Zweck.

Der Autorin gelingt es, die Leser mit abwechslungsreichen Szenen – von emotionalen, beispielsweise mit Trauer geladenen Szenen, über humorvolle bis hin zu expliziten Szenen – in den Bann zu ziehen und einen guten Lesefluss herzustellen. Jede Szene weckt bei den Lesern andere Gefühle, ohne dass eine Emotion zu lange andauert. Der Trauer und dem Schmerz wurde ausreichend Raum gelassen, zugleich wurde jedoch eine gute Balance zu positiven Emotionen erreicht. So verlieren sich die Leser nicht in der Dunkelheit Geschichte, sondern schaffen es, immer wieder in das Licht zu blicken. Nichtsdestotrotz ist diese Geschichte nur zu empfehlen, wenn man sich emotional stabil fühlt, denn die angesprochenen Themen sind ernst. Sie werden zwar gut aufgearbeitet, haben aber dennoch Eindringtiefe.

Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass die Autorin Klischees aufbricht. Eden ertappt sich immer wieder dabei, in ein klischeehaftes Denken zu verfallen (was teilweise beinahe schon nervig wirkt), jedoch merkt sie dies und versucht zu erkennen, ob es sich dabei um zutreffende Aussagen handelt oder ob sie doch nicht so einfach von diesen Klischees auf den Charaktere ihrer Mitmenschen schließen kann. Dieser Prozess, in dem sie immer besser lernt, damit umzugehen, wird gut in die Handlung und Edens Charakterentwicklung mit eingebaut.

Insgesamt ist es eine Liebesgeschichte mit Tiefgang, die sich schnell lesen lässt und einen an einigen Stellen emotional aufwühlt, einen aber zusammengesetzt aus dieser Geschichte lässt.