Rezension

Medieval Bachelor

Trial of the Sun Queen -

Trial of the Sun Queen
von Nisha J. Tuli

Bewertet mit 1.5 Sternen

Seit zwölf Jahren befindet sich Lor im Kerker des Aurorakönigs, zusammen mit ihren Geschwistern. Als sie wieder einmal aufsässig ist, wird sie in die Grube geworfen, eine Bestrafung, die meistens mit Tod oder Irrsinn endet. Doch dieses Mal befreit sie jemand und bringt die ohnmächtige Lor weg. Als sie wieder erwacht, befindet sie sich im Schloss des Sonnenkönigs, und sie gehört zu den auserwählten Tributinnen, die gegeneinander um die Hand des Sonnenkönigs kämpfen müssen. Völlig ahnungslos stolpert Lor in die Welt der Fae, und muss sich in gefährlichen Prüfungen behaupten. Doch die anderen neun Tributinnen sind sind nicht nur hochgeborene Fae, sie sind auch ihr Leben lang auf diese Dinge vorbereitet worden. Lor bleiben nur ihre Zähigkeit, ihr Willen und möglicherweise der Sonnenkönig selbst, der scheinbar einen Narren an ihr gefressen hat. 

Puh. Es scheint ja wieder in Mode zu kommen, irgendwelche HeldInnen irgendwelche Prüfungen bestehen zu lassen. Aber muss es wirklich so sein, dass man sich aus lauter bekannten und beliebten Büchern alles Mögliche einfach rausnimmt und dann eine Art Fanfiction dazu schreibt? Hier wurde mal fröhlich bei Prison Healer, Hunger Games und sämtlichen Sarah J. Maas Büchern geplündert, ohne sich jedoch die Mühe zu machen, ein nachvollziehbares Worldbuilding zu erschaffen. Allein schon die Königreiche: das vom Aurorakönig ist ... immer dunkel. Oder trüb. Oder grau. Weil ...? Warum gibt es da noch mal keine Sonne? Und wie funktioniert das physikalisch? Sobald man die Grenze überschreitet, zack! Sonne kommt raus? Gerade beim Sonnenkönig gibt es jeden Tag schönes Wetter, weil ...? Kommt schon, LeserInnen, fragt nicht so blöd. Isso. Fantasy, klar? Dann Lor selbst. Die war zwölf Jahre alt, als sie in den Knast kam. Da ich nicht davon ausgehe, dass sie dort Schulpflicht hatte oder hausintern unterrichtet wurde: Warum redet sie wie eine Vierundzwanzigjährige? Zugegeben, hochkomplexe Dinge musste sie weder verstehen noch tun, aber woher kommt ihr "Erwachsensein"? Und wie kann man sich innerhalb weniger Tage von einer schwachen, fast verhungerten Frau zu jemandem mausern, die im Kampf trainiert werden kann? Halloho? Fantasy! Du sollst solche Sachen nicht fragen. ISSO! Und wieso sind die Leute am Hof eigentlich Fae? Was unterscheidet sie von normalen Menschen? Ab und zu Flügel, die durchkommen? 

Die Figurenbeschreibung wurde standardmäßig den gängigen Lieblingsbüchern der letzten Jahre entnommen. Lor: anfangs ziemlich tough, beschreibt sich selbst als jemand, die nie weint. Dafür kämpft sie ganz schön oft gegen die Tränen an, die sich dauernd ihren Weg bahnen wollen. Das Loveinterest, der König, ist ... überwältigend. Irgendwie schön, schöner, am schönsten, jedenfalls überwältigend. Mehr Charakter bekommt er nicht, es entsteht automatisch eine Instalove. Allgemein hat es die Autorin nicht mit Entwicklungen, weder der Personen noch von Gefühlen. Alles ist einfach so. Isso, klar? Fantasy! Beschreibungen der Umgebung beschränken sich auch auf golden und noch beeindruckender als das noch beindruckender der vorhergehenden Szene. Reicht doch wohl. Golden, ey! Fantasy! Isso! 

Das Einzige, was ich an der Geschichte mochte, war, dass Lor ab und zu Glanzstunden hatte und versuchte, andere Tributinnen zu retten. Da konnte ich der Autorin sogar eine Harry-Potter-Szene unter Wasser verzeihen, die glatt aus dem Feuerkelch gekl... adaptiert wurde. Auch war es nicht allzu schwierig zu lesen, man kam also schnell mit dem Buch durch. Die deutsche Übersetzung allerdings hat mich beinahe zur Weißglut getrieben. Mir ist schon klar, dass Gendern nicht jedermenschs Sache ist. Aber die Tributinnen durchweg als Tribute zu bezeichnen, war einfach nur aufdringlich dumm. Da gab es Sätze wie diese: Neben XY saß ein blonder, wunderschöner Tribut. Sie war eine schöne Frau. WHAT? Wie dumm bitte ist so eine Art zu schreiben? Was ist verkehrt daran, einen WEIBLICHEN TRIBUT einfach Tributin zu nennen? Mein Fazit aus der Geschichte: Werde ich weder in Erinnerung behalten noch weiterempfehlen. 1.5/5 Punkten.