Rezension

interessante psychologische Charakterstudie: wer lügt, wer betrügt, wer tötet?

One of the Girls
von Lucy Clarke

Bewertet mit 4 Sternen

Unter der griechischen Sonne kommen sämtliche Geheimnisse ans Tageslicht - bis einer stirbt... Die Leiche hätte ich allerdings viel früher erwartet.

Ein Junggesellinnenabschied auf einer (fiktiven) griechischen Insel deckt nach und nach die Geheimnisse der Teilnehmerinnen auf - bis es außer Kontrolle gerät und jemand stirbt.
Mir hat der ständige Perspektivwechsel der Protagonistinnen in kurzen Kapitel sehr gut gefallen - so bleibt die Spannung aufrecht, und man erfährt immer neue Details der Frauen. Und muss sich aber auch immer fragen: erzählen alle die Wahrheit?
Die Haupt-Protagonistin ist natürlich die Braut, Lexi. Sie war mir ein bisschen zu farblos und hatte zu wenig Tiefe, aber sie ist eigentlich die einzige, die einem von Anfang bis Ende gleichbleibend sympathisch ist.
Ihre beste Freundin und Trauzeugin Bella ist für meinen Geschmack einfach nur anstrengend. Sie ist laut, drängt sich immer in den Mittelpunkt, will alles bestimmen. Und stößt mit ihrem Verhalten die anderen oftmals vor den Kopf und verletzt sie.
Ihre Lebenspartnerin Fen ist natürlich auch mit dabei. Diese ist anfangs eher im Hintergrund und gewinnt mit der Zeit immer mehr an Stärke.
Die Schwester des Bräutigams, Eleanor, ist eine schüchterne und zurückgezogene Person, die dem Verlust ihres Verlobten noch verarbeiten muss.
Dann ist da noch Robyn, die Freundin aus Schultagen, die mit Lexi und Bella ein Dreier-Gespann war, die sich jedoch auseinandergelebt und aus den Augen verloren haben.
Und Ana, die neue Freundin von Lexi aus dem Yogastudio.

Und so erfährt man immer mehr und mehr Details aus dem Leben der jungen Frauen, Geheimnisse und Lügen fügen sich Puzzlestück für Puzzlestück zusammen, die teilweise richtig überraschen! Und man erlangt Erkenntnisse über Geschehnisse aus der Vergangenheit, die das Handeln und Verhalten der Charaktere bis in die Gegenwart bestimmen. So kann man als Leser dann auch das Verhalten einiger Personen besser nachvollziehen, aber nicht immer gutheißen.

Teilweise war es etwas langatmig, weil sich einiges wiederholt hat, anderes nur am Rande angeschnitten wurde, und man als Leser natürlich ständig darauf wartet, wann endlich die "versprochene" Leiche präsentiert wird: welche der jungen Frauen wird es sein, und wer ist die Täterin; was ist das Motiv? Dadurch bin ich beim Lesen etwas ungeduldig geworden und hätte am liebsten vorgeblättert. Die Leiche gibt es nämlich erst ziemlich am Schluss, aber das hat auch einen Sinn so.
Und die Autorin hat es super geschafft, einen in die Irre zu führen und mit Plottwists zu überraschen.

Fazit:
Eine interessante psychologische Charakterstudie unter der heißen griechischen Sonne mit einigen Längen. Auch die Leiche hätte früher in Erscheinung treten können ;) Allerdings hat mich die Auflösung dann total überzeugen können.