Rezension

Ich fand's fast perfekt...

Der Morgen
von Marc Raabe

Bewertet mit 4.5 Sternen

“Der Morgen“ ist der 1. Teil der neuen Reihe rund um das ermittelnde Duo, Art Mayer und Nele Tschaikowski. Beide sind interessante Figuren und die Dynamik zwischen ihnen ist typisch für konträre Charaktere: Sie geraten ständig einander! 

Sein Job beim BKA sowie das Leben an sich haben Art enttäuscht, er ist unendlich frustriert, spektakulär undiplomatisch und ein frisch gebackener Diabetiker, einer, der seine Krankheit weitestgehend ignoriert. Nele ist Kommissaranwärterin, also sehr jung, und der smarten, empathischen Ermittlerin sind Regeln und Political Correctness extrem wichtig. Auf den ersten Blick scheint Art ein Grobian bzw. Ein unerträglich chauvinistischer A... zu sein und Nele eine übereifrige Nervensäge - aber wenn es darauf ankommt, haben beide viel mehr zu bieten... 

Mit einem Rückblick in die Vergangenheit geht es direkt packend los: Ein 12-jähriger wir von einer Gruppe älterer Jugendlicher schikaniert. Was er daraufhin tut, um nicht noch einmal zum Opfer der coolen Kids zu werden, löst eine Kette von Ereignissen aus, die unvorhersehbar sowie erschütternd sind. 

In der Gegenwart treffen Art und Nele aufeinander, um eine Reihe von Frauenmorden aufzuklären, die einen Bezug zum Bundeskanzler haben. Sowohl die Ermittlungen als auch die privaten Probleme der beiden sind eindrücklich, spannend sowie wendungsreich gestaltet.   

Die Handlung wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, sodass die Verbindung zwischen den Morden rund um den Bundekanzeln sowie der Clique von damals, Stück für Stück Form annimmt. Ich finde die Auflösung ein klein wenig zu konstruiert und mir sind einige Motive ein bisschen zu sentimental – aber das ist Jammern auf hohem Niveau! Das Ende lässt einige Fragen, somit können sich die Leser*innen auf den 2. Band “Dämmerung” (wird im Frühjahr 2024 erscheinen) vorfreuen.   

Art und Nele sind ein unterhaltsames Gespann, das ich gerne bei ihren nervenaufreibenden, gefährlichen Ermittlungen begleitet habe. Die komplexe Handlung ist lebensnah, bewegend, mehrfach überraschend sowie stellenweise brutal blutig gestaltet - eher nichts für Zartbesaitete!