Rezension

Komplexer Plot mit vielen Wendungen, von vorne bis hinten ist immer was los

Der Morgen
von Marc Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

Als in Berlin eine Leiche gefunden wird, auf der eine Adresse geschrieben steht, ruft das nicht nur das neue Ermittlerduo Nele Tschaikowski und Art Mayer auf den Plan - denn die Adresse ist nicht irgendeine...

Marc Raabe ist für mich ein Garant in Sachen Thriller. Und obwohl dieses Buch meiner Meinung nach etwas hinter seinen anderen Büchern zurückbleibt und ich es auch eher zur Kategorie „Krimi“ zählen würde, ist es keinen Moment langweilig gewesen. Deshalb mein Fazit gleich vorweg: dieses Buch lohnt sich.

Schon das Buch an sich ist ein Hingucker mit seiner grellen Farbe und dem schwarzen Buchschnitt. Aber natürlich zählen die inneren Werte und mit denen kann die Geschichte durchaus aufwarten.

Generell bin ich eher eine Liebhaberin von Stand-Alone-Büchern, aber hier findet sich ein gelungener Auftakt zu einer neuen Serie. Nele und Art könnten unterschiedlicher nicht sein und genau deshalb passen sie als Ermittlerteam so gut zueinander. Nicht nur weil sie voneinander lernen können, sondern weil sie im Laufe der Geschichte lernen sich zu respektieren und jeder seine eigenen Ermittlungsansätze in den Fall mit einbringt. Auch wenn ihnen anfangs das Verständnis füreinander fehlt - Vertrauen muss eben erst wachsen. Dabei schreibt der Autor so gut, dass ich Nele praktisch vor mir sehe, wie sie verzweifelt die Augen verdreht, wenn sie sich wieder mal über Artur ärgert.

Art tut mir ein wenig leid. Er hat den Glauben an seinen Beruf verloren und erscheint deshalb manchmal sehr hart, aber tief in seinem Inneren ist irgendwo ein Softy verborgen ;-) Nele dagegen ist noch jung, ehrgeizig und hält sehr viel von Dienst nach Vorschrift. Auf jeden Fall ein spannendes Duo, das viel Potential in sich trägt.

Es gibt immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit von Art Mayer, die nicht weniger spannend sind als die Gegenwart, in der es natürlich nicht bei dem einen Mord bleibt. Bis zum Schluß werden die Leser im Unklaren darüber gelassen, ob die Sache von damals überhaupt etwas mit den Morden zu tun hat. Überschneiden sich hier Vergangenheit und Gegenwart? Oder ist es nur Zufall, dass es Zusammenhänge zu geben scheint? Marc Raabe versteht es, die Leser im Dunkeln stehen und raten zu lassen. Und das bis zum Schluß.

Die Auflösung des Ganzen gefällt mir und tatsächlich empfinde ich den Fall zwar als äußerst komplex, aber auch schlüssig. Einzig die Dialoge am Ende waren mir etwas zu lang. Wobei ich trotzdem sagen muss, dass nichts davon überflüssig oder ein scheinbarer Lückenfüller war.

Die ganze Geschichte über, egal ob in der Vergangenheit oder der Gegenwart erzählt wurde, ist immer irgendetwas passiert. So blieb es permanent gut lesbar und spannend. Ich glaube, dass Nele und Art sehr viele Fans haben werden.

Vielleicht ja auch Sie? Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen viel Spaß beim lesen.