Rezension

Wendungsreich und spannend

Der Morgen
von Marc Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

Eine überaus komplexe Geschichte, die längst überwundene Vergangenheit herauf beschwört – die in Retrospektiven immer wieder eingeblendet wird und so die Geschichte vor dieser Geschichte entwickelt und ihre Auswirkungen auf das Heute ausprägt. Da werden Frauen ermordet und irgendwie inszeniert. Auf den ersten Blick haben diese nichts gemeinsam, außer, dass die Adresse des Bundeskanzlers auf deren Körper geschrieben steht. Man zieht Artur Meyer hinzu und stellt ihm eine Kommissar-Anwärterin zur Seite. Das kann eigentlich gar nicht gut gehen, denn der eine will eigentlich nicht, hat mit seinen privaten Dämonen zu kämpfen und ist ohnehin kein Team Player. Die andere noch recht naiv, aber ehrgeizig und „politisch korrekt“, was so gar nicht passt. Irgendwie und trotz Arts Alleingänge und trotz der Einmischungen der Sicherungsgruppe vom BKA raufen sich die beiden zusammen. Dennoch sind Spuren- und Motivlage nicht stimmig, führen vermehrt in die Irre. Und auch das Aufdröseln von Ereignissen, zwanzig Jahre zuvor, führt letztendlich nicht zur Lösung. Die kommt mit einer recht überraschenden Wendung und der Erkenntnis daher, dass manche Tage und die Ereignisse an diesen, Widerhaken haben. Eine wendungsreiche und komplexe Geschichte, die durch ihre Retrospektiven und Wechsel der Blickwinkel aus Sicht der Protagonisten, recht viel Spannung aufbaut und auch bis zum Schluss hält. Eine sehr ausführliche Darstellung der Persönlichkeiten, die hier agieren und der persönlichen Um- und Missstände. Eine an tatsächlich aktuellen Ereignissen eng angelehnte Geschichte, die auch die Ursache und Wirkungen von Fake-News einfließen lässt. Und die Tatsache, dass politischer Machtapparat eben doch viel verschleiern, verdrehen, verfälschen kann.