Rezension

Originell, aber zu gewollt

Der Morgen
von Marc Raabe

Bewertet mit 3 Sternen

Sehr aktuell, aber streckenweise langatmig. Vor allem mochte ich die Figuren nicht.

Berlin. Nahe der Siegessäule wird eine mit Blut besudelte Leiche auf einem Kleinlaster gefunden. Artur Mayer übernimmt die Ermittlungen, auf ausdrücklichen Wunsch des Bundeskanzlers! Denn der Mord scheint mit dessen Privatanwesen zusammenzuhängen. Als darüber hinaus Videos der Toten im Netz auftauchen, nimmt der Fall eine dramatische Wendung.

An dem Hype um dieses Buch kam auch ich nicht vorbei! Da ich bisher noch kein Buch aus der Feder des Autors kannte, nahm ich kurzerhand die Gelegenheit wahr und freute mich auf einen fulminanten Fall und erinnerungswürdige Ermittler.

Rückblickend bin ich allerdings eher ernüchtert. Die Idee fand ich zwar originell und sehr aktuell, aber die Umsetzung war mir streckenweise zu langatmig und, mit dem Verhalten mancher Charaktere, zu effekthaschend. Tatsächlich waren mir die Figuren, egal ob Protagonisten oder Nebencharaktere, tendenziell unsympathisch. In der Summe wirkten sie einfach nicht authentisch auf mich, ihr grobes, verächtliches oder lässiges Auftreten war mir zu künstlich arrangiert. Vor allem Nele nervte mich mit ihrer Beflissenheit. Und Artur ist mir ehrlich gesagt als Ermittler nicht wirklich im Gedächtnis geblieben. Eher der Artur aus seinen jungen Jahren! Der Handlungsstrang der Vergangenheit war für mich nämlich wesentlich interessanter, denn dort wurde auch ordentlich Spannung aufgebaut.

Selbst der Showdown konnte mich nicht mehr wirklich einfangen, obwohl eine schlüssige Lösung vorgelegt wurde. Letztlich lag es wohl daran, dass der Schreibstil des Autors einfach nicht meinem Geschmack entsprach.

Am Ende konnte ich die Begeisterung für den Thriller leider nicht teilen. Davon sollte sich jedoch niemand abschrecken lassen. „Der Morgen“, ein Thriller mit den heiß diskutierten Themen unserer Zeit.