Rezension

Packender Hauptstadt-Thriller mit einem ungewöhnlichen Ermittler-Duo

Der Morgen
von Marc Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Mit diesem fulminanten Thriller legt Marc Raabe den Auftaktband seiner neuen Reihe um den eigenwilligen Ermittler Artur „Art“ Mayer und die Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski vor und konnte mich dabei gleich auf ganzer Linie überzeugen und begeistern.

Als direkt an der Siegessäule auf der Ladefläche eines liegengebliebenen Kleinlasters die Leiche einer Frau gefunden wird, sind die Ermittler alarmiert, denn auf dem Bauch der halbnackten Frau hat jemand die Privatadresse des Bundeskanzlers hinterlassen. Art Mayer ist eigentlich noch suspendiert, weil er seinen Vorgesetzten, der ein Verhältnis mit seiner Frau hatte, niedergeschlagen hat. Doch nun ist sein Spürsinn wieder gefragt und er nimmt zusammen mit Nele die Ermittlungen auf. Und er merkt schnell, dass dies keineswegs zufällig geschehen ist, zumal ihn mit dem Bundeskanzler ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit verbindet.

Dieser abgründige und ungemein temporeiche Thriller lässt einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen. Bei dem doch recht umfangreichen Personenaufgebot und den immer wieder eingestreuten Rückblenden zu den Ereignissen rund um eine Jugendclique, muss man aber gerade zu Beginn schon sehr aufmerksam lesen, um hier den Überblick zu behalten. Der packende Schreibstil und die mehr als gelungene Charakterisierung der vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen erleichtern dies aber ungemein und sorgen zudem dafür, dass hier die Grenzen zwischen Gut und Böse immer wieder aufgeweicht werden und sogar verschwimmen. Der krachende Showdown sorgt dann für eine überraschende, aber zugleich auch schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt.

Wer auf abgründige, wendungsreiche und packende Thriller steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Auf die weiteren Auftritte von Art und Nele bin ich nun schon sehr gespannt.