Rezension

Wenn Verantwortung über das Herz siegt

Weil ich Layken liebe
von Colleen Hoover

Bewertet mit 5 Sternen

Eine völlig verfahrene Situation, eine unmögliche Liebe - und so viel schöner Herzschmerz

"Sorry, das musste sein", sagt er, obwohl er nicht so aussieht, als würde ihm irgendetwas leidtun. "Du bist einfach zu süß." Damit dreht er sich um, greift beherzt vier Tüten auf einmal, geht auf unser Haus zu und stellt sie vor dem Eingang ab.
Ich stehe da wie gelähmt und versuche zu begreifen, was in den letzten fünfzehn Sekunden passiert ist und warum ich es zugelassen habe. Hätte ich nicht irgendetwas tun sollen? Aber trotz meiner Bedenken wird mir plötzlich klar, dass ich soeben den leidenschaftlichsten Kuss meines Lebens bekommen habe - auf die Stirn!

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INHALT:
Nach dem Tod ihres Vaters zieht Layken mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder nach Ypsilanti, Michigan - gegen ihren Willen, versteht sich. Doch dann trifft sie Will und innerhalb kürzester Zeit ist es um sie geschehen. Die beiden verbringen ein paar wunderschöne Tage miteinander und glauben fest daran, die große Liebe gefunden zu haben. Aber in diesem Moment kommt ihnen das Schicksal in die Quere und sie müssen neue Prioritäten setzen. Prioritäten, die ebenso wichtig wie schmerzhaft sind...

MEINE MEINUNG:
Colleen Hoover hat sich in Amerika mit ihren Liebesromanen einen Namen gemacht und ist wohl eine der Autorinnen von romantischen Jugendbüchern - "Weil ich Layken liebe" allein hat im Original 1.800 Bewertungen auf Amazon bei einem Schnitt von 4,6. Kein Wunder also, dass ich mir das Werk nicht entgehen lassen konnte. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, flüssig und jugendlich, ohne zu übertreiben. Besonders ist, dass immer wieder lyrische Texte eingestreut werden, die das Gefühlsleben der Protagonisten gut unterstreichen.

Layken ist eine Hauptfigur, mit der ich mich von Anfang an identifizieren konnte. Sie hat ihren eigenen Kopf und eine bewundernswerte Stärke, kann jedoch auch ihre zerbrechliche Seite zeigen und führt sich durchaus mal nicht altersgerecht auf. Zwischenzeitlich nerven ihre Trotz-Phasen etwas - aber wer durchläuft diese denn nicht? Will ist natürlich extrem gut aussehend, durchtrainiert und liebevoll, aber zum Glück kein Möchtegern-Badboy sondern stattdessen sehr verantwortungsbewusst und freundlich, weil er so früh erwachsen werden musste. Er kümmert sich rührend um seinen Bruder, aber auch um alle anderen, die ihm nahe stehen, und so fällt es einem leicht, ihn tief ins Herz zu schließen.

Von den Nebenfiguren überzeugt besonders Laykens neue Freundin Eddie - diese ist extrovertiert, fröhlich und aufgedreht, dabei aber trotzdem noch authentisch. Nicht nur steht sie mit Rat und Tat zur Seite, sie lockert auch die dramatischsten Geschehnisse immer wieder auf. Ähnlich verhält es sich mit Laykens Bruder Kel, der auch mal Rückwärtstage einlegt, oder seinem Freund Cauldon, der für jeden Spaß zu haben ist. Und auch Laykens Mutter lernt man nach etwas Anlaufzeit angenehm gut kennen und verstehen, sodass man letztendlich das Gefühl hat, mit allen Charakteren vertraut zu sein, was ein sehr schönes Gefühl ist.

Natürlich: Wie in eigentlich jedem Liebesroman bleiben auch hier die Klischees nicht aus, und die Liebe zwischen Will und Layken entwickelt sich doch recht schnell, mir auch glatt wieder zu schnell. Colleen Hoover verpackt das Ganze aber so schön und prickelnd, dass man gern über die Stereotypen hinwegsehen mag. Spätestens nach den ersten 100 Seiten folgt nämlich das erste große Drama, das wichtig ist für den Verlauf, aber nicht auf einem Missverständnis fußt, sondern weitaus tiefer gehende Gründe hat, wodurch es sehr authentisch wird. Es ist ein Hin und Her der Gefühle, das den Leser mithoffen und -bangen lässt und immer wieder für ein wohliges Kribbeln im Bauch sorgt.

Zwischenzeitlich spricht das Buch auch durchaus sehr ernste Themen an: Es geht um Tod und Verlust, Verantwortung und Familie, aber dann auch wieder um Zusammenhalt, Freundschaft und Zuneigung. Die Aspekte balancieren sich gut aus, sodass man nie das Gefühl hat, mit zu vielen Emotionen einer Sorte vollgepumpt zu werden. Stattdessen verzichtet das Ganze eigentlich vollständig auf Kitsch und zeigt uns eine glaubwürdige, spannende, mitreißende und romantische Liebesgeschichte voller Auf und Abs, die ich so gern öfter lesen würde. Ob da der 2. Band nötig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden - ich kann von Will und Layken jedenfalls nicht genug bekommen und freue mich daher schon auf den Mai 2014.

FAZIT:
"Weil ich Layken liebe" ist beileibe nicht der originellste Liebesroman, den ich je gelesen habe, aber er ist einfach SO schön! Da sehe ich über kleine Mängel wie Klischees oder eine sich zu schnell entwickelnde Beziehung gern hinweg, denn insgesamt stimmt das Gesamtbild. Für Fans von mitreißenden Geschichten mit ein wenig Tiefgang meiner Meinung nach genau das Richtige! Knappe, aber verdiente, 5 Punkte von mir.