Rezension

Spannender, aber heftiger Einstieg

The Darkest Gold – Die Gefangene
von Raven Kennedy

Ich bin noch ein wenig unschlüssig, wie ich das Buch bewerten soll. Zu aller erst: auf mich wirkte es irgendwie unvollständig. So als ob ich die Einleitung in eine Geschichte gelesen habe, und als es dann "los ging" war es vorbei- weshalb ich schon annahm, dass der erste englische Teil vielleicht im deutschen in zwei geteilt wurde (wie bei Strange the Dreamer), das scheint allerdings nicht der Fall zu sein.

Erstmal: ich war vor allem am Midas-Mythos interessiert und dem König Midas, der sich aber recht schnell in der Geschichte als attraktiver, aber ziemlich schlechter Mensch entpuppte. Außerdem spielt er ab der Hälfte des Romans auch keine so große Rolle mehr, da der Fokus definitiv auf der Protagonistin Auren liegt, was ich einerseits gut aber auch schade fand, da ich trotzdem gerne mehr über Midas erfahren hätte.

Ich hatte vorab die Triggerwarnung zum Buch gelesen und war so darauf vorbereitet, dass hier Themen, wie u.a. auch Übergriffe auf Frauen, thematisiert werden. Trotzdem war ich zu Beginn des Romans echt erstmal irritiert von dieser Welt, in der die Königshäuser nicht nur einen Harem haben, sondern ihre Frauen auch einfach als "Sattel" beschreiben. Wie abfällig, oder? Generell wird hier oft sehr abfällig über Frauen gesprochen, da sie auch oft als "Fotzen" bezeichnet werden.
Teilweise wird das Buch als spicy beschrieben- ich weiß aber gar nicht, ob ich es wirklich als spicy betiteln würde, da der Roman vor allem das Thema Gewalt gegen Frauen behandelt. Ja, es gibt auch Szenen in denen König Midas eine Orgie mit seinem Harem feiert- aber größtenteils waren die sexuellen oder potentiell sexuellen Szenen mit Angst verbunden oder mit einem Machtungleichgewicht (Midas/Auren oder die "Sattel").
Auch gestört hat mich zu Beginn Auren, die scheinbar am "Stockholm Syndrom" zu leiden schien, da sie in denjenigen, der sie Gefangen hält, verliebt zu sein schien.

...also zuerst keine guten Vorraussetzungen für das Buch. Aber ich fand, dass Auren sich recht schnell angefangen hat zu wandeln. Sie begann ihre Situation zu hinterfragen und auch etwas rebellischer zu werden. Der Bruch kam dann, als sie endlich das Schloss verlassen und Auren sich als Charakter entfalten kann.

Für mich gibt es ein paar Plotholes in der Story, die meiner Meinung nach eingeführt wurden, damit die Story funktioniert, u.a. wieso Auren nicht gleich mit Miras zusammen gereist ist- das macht für mich, selbst mit der Begründung im Buch, keinen Sinn. Vor allem nachdem, was wir am Ende erfahren. Mehr kann ich aber an dieser Stelle nicht verraten.

Weshalb ich dem Buch allerdings doch insgesamt eine gute Bewertung gebe ist vor allem, da es mich doch recht schnell in seinen Bann gezogen hat und ich es in wenigen Tagen ausgelesen habe. Auch fand ich die erschaffene Welt super spannend, rundum die sechs, ehemals sieben Königreiche. Neben den Herrschern, die über Magie verfügen, gibt es fliegende Piraten, riesige tigerartige Monster im Schnee und Fae. Ich bin einfach gespannt zu sehen, was noch alles in dieser Welt auf uns wartet- denn ich habe das Gefühl, wir haben erst an der Oberfläche von dem gekratzt, was die Welt zu bieten hat. Zugegeben, ich bin auch einfach sehr neugierig auf König Fäule.
Und auch Auren war total außergewöhnlich: nicht nur, dass sie komplett golden ist- nein, sie hat auch noch ihre geheimnisvollen Bänder, über die ich einfach mehr erfahren muss. Ich habe so eine Vermutung, aber das werden wir im zweiten Band sehen, ob sie sich bewahrheitet.

Der zweite Band muss sich definitiv ins Zeug legen, damit ich die Reihe weiterlese- aber wenn er spannend weiter geht, könnte ich mir vorstellen die Reihe weiter zu lesen.