Rezension

Berührend, aber nicht umwerfend

Die letzten Tage von Rabbit Hayes
von Anna McPartlin

Bewertet mit 3 Sternen

Einige Worte zum Inhalt

Rabbit Hayes hat Krebs im Endstadium. Ihr Tod ist unausweichlich, und so verbringt sie die letzten Tage ihres Lebens in einem Hospiz. Freunde und Familie sind an ihrer Seite und belgeiten sie auf ihrem letzten Weg – und müssen erkennen, dass es nichts Schlimmeres gibt, als einen geliebten Menschen zu verlieren.

Meine Meinung

Allein schon des schönen Covers wegen musste dieses Buch unbedingt in meinem Bücherregal einziehen. Das blumige Cover steht in starkem Kontrast zu der Geschichte, die es umhüllt, in der es um Tod, Trauer und zwischenmenschliche Beziehungen geht. Ich wusste nicht genau, was ich von dem Buch erwarten sollte, doch es hat  mich nicht enttäuscht.

Es ist eine sehr bedrückende Vorstellung, die Anna McPartlin in Worte fasst: Der Verlust eines geliebten Menschen, der Mutter, Tochter, Schwester und Freundin. Besonders tragisch natürlich, da Rabbit gerade einmal in ihren Vierzigern steckt und trotzdem bereits dem nahenden Tod entgegenblickt, wissend, dass sie nicht nur ihre Eltern, Geschwister und Freunde, sondern auch ihre zwölfjährige Tochter Juliet zurücklässt. Was dies für eine Mutter bedeutet, möchte man sich gar nicht ausmalen, doch Anna McPartlin geht das Thema furchtlos und sehr geschickt an. Sie hat keine Scheu, große, fundemantale Gefühle in Worte zu fassen, und schafft es sogar, Humor in die Geschichte einfließen zu lassen.

Die Handlung ist auf neun Tage komprimiert und entfaltet sich langsam und gemächlich, immer wieder unterbrochen von Rückblicken, die Einblicke in die Leben der Charaktere gewähren. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt – ich hatte nicht einmal das Gefühl, dass tatsächlich Rabbit die Hauptperson war. Ich habe mich den anderen Charakteren näher gefühlt, da ich es spannender fand, wie sie mit dem Verlust von Rabbit umgehen.

Insgesamt bin ich mit Rabbit leider nicht zu hundert Prozent warmgeworden. Irgendwie war sie für mich nur schwer greifbar, auch in den Rückblicken, und ich konnte mich nicht so recht in sie hineinversetzen. Trotzdem hat Anna McPartlin es geschafft, mir ihre Gefühle, Gedanken und Ängste näherzubringen, sodass ich mit Rabbit mitfühlen konnte. Auch Johnny und Rabbits andere Jugendfreunde blieben für mich eher blass und ich habe ihre Geschichte nicht ganz so interessiert verfolgt wie die Passagen, die von Rabbits Tochter Juliet, ihrer Schwester Grace und ihrem Bruder Davey handeln, die mir besonders sympathisch waren.

Ich fand es sehr schön, zu beobachten, wie Rabbits Erkrankung die Familienbande und Beziehungen beeinflusst hat. Das Ende fand ich dann allerdings etwas sehr abrupt, wenn auch berührend. Die letzten Tage von Rabbit Hayes ist definitiv ein emotionsgeladenes Buch, das zu Tränen rührt und zum Nachdenken anregt. Man sollte jedoch auf die richtige Stimmung warten, um es zu lesen, da es zum Teil purer Herzschmerz ist.

“Ihr tat das Herz so weh, dass sie sich am liebsten in die Brust gegriffen und es herausgerissen hätte.” – S. 312

Der Schreibstil von Anna McPartlin hat mir leider nicht ganz so gut gefallen. Das Buch ließ sich zwar schnell und flüssig lesen, doch ich bin kein Fan vulgärer Sprache und fand den Stil insgesamt eher unausgereift. Vielleicht liegt es aber auch an der deutschen Übersetzung. Trotzdem wurden die Emotionen sehr gut beschrieben und übertrugen sich auf mich.

Den Hype, der um die Geschichte konstruiert wird, kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen. Natürlich – es ist interessant, einen Roman zu lesen, der auch ernsten Themen eine Plattform bietet. Doch ist es deswegen nötig, eine Fernsehwerbung zu schalten und alle Social Media-Kanäle mit Bildern des Covers und Buchtrailern zuzupflastern? Da hat die Marketingabteilung wirklich ganze Arbeit geleistet. Mehr als drei Herzchen kann das Buch bei mir aber leider nicht absahnen, da es in meinen Augen deutliche Schwächen hat. Nichtsdestotrotz lohnt es sich, einen Blick in die Geschichte zu werfen, und ich persönlich habe schöne und interessante Lesestunden mit Rabbit Hayes verbracht.

Fazit

Die letzten Tage von Rabbit Hayes ist ein Buch, das sich mit vielen grundlegenden Fragen befasst: Wie gehe ich mit dem Tod eines geliebten Menschen um? Wie kann ich diesen Menschen am besten durch das ihm Bevorstehende begleiten, ohne selbst daran zu zerbrechen? Anna McPartlin hat ein sehr berührendes, zum Teil witziges und skurriles Buch geschrieben, das man nicht einfach mal so nebenbei liest. Ich kann es jedem empfehlen, der Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes mochte!