Rezension

So vorhersehbar und trotzdem sooooo schön

Die letzten Tage von Rabbit Hayes
von Anna McPartlin

Mia Hayes alias Rabbit Hayes ist eine starke, lebensfrohe und kerngesunde Frau und Mutter einer großartigen Tochter, als der Krebs sie aus der Mitte ihrer Familie reißt. Nachdem die junge Frau bereits einmal erfolgreich gegen den Brustkrebs gekämpft hat, kehrt dieser zwei Jahre später bei ihr zurück und dieses Mal ist er aggressiver als je zuvor. Ihre Tage sind gezählt, als wir Rabbit kennen lernen. Wir begleiten sie von der ersten Seite an durch ihre letzte Woche im Hospiz und lernen diese Frau derweil durch eine Vielzahl an Rückblenden immer besser kennen.

Die Story ist unglaublich vorhersehbar und das hat mich kein Stück gestört. Selten habe ich einen solchen Satz in einer Rezension schreiben dürfen, doch dieses Buch macht es möglich. Ich begann diesen so hoch gelobten Roman mit einer großen Frage: Was soll denn jetzt noch kommen, wenn ich nach dem Klappentext schon weiß, dass Rabbit den Kampf verloren hat und sterben wird. Doch es kam eine ganze Menge. Die Autorin rollt Rabbits gesamte Geschichte von hinten auf, lässt uns in ihre Kindheit eintauchen und bringt uns ihre Geschwister, ihre Tochter, ihre Eltern und ihre besten Freunde auf einfühlsame Weise näher.

Als Kritikpunkt sei an dieser Stelle genannt, dass ich oft meine Schwierigkeiten mit der Komplexität der Beziehungen hatte. Ich weiß noch immer nicht zu 100%, wer jetzt wann wie zu wem stand, da die vielen Zeitsprünge ein umfassendes Verständnis der Charaktere schwierig gemacht haben, Es war also zeitweise kompliziert, der Autorin zu folgen, doch so hat sie einem immerhin sehr originelle und liebevoll ausgearbeitete Figuren näher gebracht.

Doch dies sind Klagen auf hohem Niveau, da Anna McPartlin hier einfach ein schönes Buch geschrieben hat, das ich innerhalb weniger Tage gelesen habe und das mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird. An Betroffene würde ich dieses Buch eher weniger empfehlen, da es in dieser Geschichte nicht mehr um Hoffnung geht, denn für Rabbit ist es einfach schon zu spät. Vielleich kann es tröstlich sein für Angehörige, die einen geliebten Menschen an den Krebs verloren haben, Rabbit und ihre Familie zu begleiten. Ich kann das – zum Glück – nicht so richtig beurteilen, da mich da Schicksal weitgehend verschont hat, ich könnte mir lediglich vorstellen, dass dieses Buch Kraft geben und trösten kann.