Rezension

Ein buch mit Tiefgang

Die letzten Tage von Rabbit Hayes
von Anna McPartlin

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch beginnt mit einem Eintrag in Rabbits Blog. Bei ihr wurde Brustkrebs festgestellt. Doch sie will kämpfen, kämpfen vor allem wegen ihrer kleinen Tochter. Der nächste Blogeintrag verkündet den Sieg über die Krankheit. Zwei Jahre später ist der Krebs zurück. Nun ist Rabbit mit ihrer Mutter Molly auf den Weg vom Krankenhaus ins Hospiz. Rabbit ist 40 Jahre alt, ihre Tochter Juliet 12. Keiner weiß, wie viele Tage noch bleiben. Und Juliet weiß nicht, dass ihre Mutter gehen wird.

Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben übe die letzten Tage der Rabbit Hayes. Es ist eigentlich ein Buch vom Sterben und trotzdem ist es voller Leben.

Die Autorin bedient sich eines ungewöhnlichen Stilmittels. Sie erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven Tag für Tag. Damit wird eine Entwicklung dargestellt, die für Rabbit den Tod bedeutet, der Familie einen festen Zusammenhalt gibt und einige Personen über sich hinauswachsen lässt.

Da ist zum ersten Rabbits Sicht. Hier dominiert die Krankheit, die mit Schmerz und Leid verbunden ist. Trotzdem findet Rabbit für jeden die rechten Worte, kann sich über Kleinigkeiten freuen und ist für Humor aufgeschlossen.

Dann gibt es den Part von Molly, ihrer Mutter. Sie ist eine Kämpferin. Mittels Internet versucht sie, die letzten Möglichkeiten der Heilung zu finden. Jack, ihr Vater, kommt nur schwer mit der Situation zurecht. Der stärkere Part in der Ehe ist Molly.

Juliet glaubt lange an Heilung der Mutter. Sie ist sehr reif für ihr Alter, denn sie hat die Mutter während des ersten Ausbruchs der Krankheit begleitet und damals Höhen und Tiefen miterlebt.

Ihr Vater ist unbekannt und lebt irgendwo in Australien.

Freunde, Cousins, Geschwister stehen an Rabbits Bett und versuchen, mit der Situation klar zu kommen. Jeder reagiert anders. Alle zusammen aber geben Rabbit nicht nur Halt, sondern das Gefühl, geliebt zu werden und ihnen ihre Tochter ohne Sorgen anvertrauen zu können. Die Entscheidung, wo Juliet leben möchte, kommt überraschend. Aber sie zeigt, dass Menschen über sich hinauswachsen können.

Und dann gibt es noch Johnny, den Freund aus der Kindheit, den begnadeten Musiker. Über ihn erfahre ich als Leser fast sein ganzes Leben. Er wird nie am Krankenbett erscheinen und doch unbewusst immer da sein.

Der Sprachstil der Autorin ist ausgereift. Die einzelnen Szenen wechseln schnell. Neben den aktuellen Ereignissen gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Viel Raum nehmen die Emotionen der Protagonisten ein. Sie dürfen ihre Wut zeigen, müssen ihre Angst nicht verstecken und geben vielfältige Zeichen der Liebe. Ergreifende Dialoge und wütende Zwiegespräche gehören genauso zum Geschehen wie stille Augenblicke. Selbst Humor und Lachen fehlen nicht.

Ein Thema nimmt einen größeren Raum ein. Rabbit hat für Fragen des Glaubens nichts übrig. Darüber gab es häufig Auseinandersetzungen mit Johnny. Der junge Mann glaubt an ein Leben nach dem Tod. Auch Mollys Mutter schöpft trotz allem Kummer Kraft aus dem Glauben. Sie hat so ihre eigenen Vorstellungen, was vor dem Tode zu geschehen hat und ist immer wieder für eine Überraschung gut..

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin hat es auf überzeugende Weise verstanden, verschiedene Lebenseinstellungen und Familienprobleme in einer Ausnahmesituation gekonnt und berührend darzustellen und zusammenzuführen. Dabei werden wichtige Fragen des Lebens diskutiert. Das Buch lässt Raum für Trauer und gibt Trost.