Rezension

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge gelesen

Die letzten Tage von Rabbit Hayes
von Anna McPartlin

Bewertet mit 5 Sternen

Rabbit Hayes wird bald sterben. Damit ihre letzten Tage so erträglich wie möglich werden, ist sie in ein Hospiz verlegt worden. Sie ist erst 40 Jahre und allein erziehende Mutter der 12-jährigen Tochter Juliet. Die Ungewissheit, wohin Juliet nach dem Tod ihrer Mutter geht, ist fast schlimmer als der Gedanke, bald nicht mehr da zu sein. Ihre große Familie unterstützt Rabbit, so gut sie können. Aber ihre Eltern Molly und Jack sind schon über 70 Jahre alt. Bei ihrer Schwester Grace fehlt es jetzt schon an Platz und ihr Bruder Davey lebt eher in den Tag hinein und ist als Musiker viel unterwegs. Das ist schwierig, zumal Juliet noch nicht weiß, wie schlecht es wirklich um ihre Mutter steht.

Meine Meinung

Mädels, holt die Taschentücher raus, ohne werdet ihr das Buch nicht überstehen, aber keine Bange, es gibt auch ein paar Lachtränen.
Ja genau, ich habe mal wieder einen Taschentuchaktivator gelesen, die ziehen mich wohl magisch an.

Rabbit, eigentlich Mia, ist 40, als sie in's Hospiz geht. Bei Brustkrebs ist das heutzutage leider garnicht so unglaubwürdig. Dementsprechend ist diese Geschichte sehr realistisch geschrieben, wie ich finde.
Hier spielt Trauer natürlich eine große Rolle, Abschied vom Leben, von Allen, die Rabbit stets um sich hat. Ihre Familie ist groß und auch ihre engsten Freunde sind häufig bei ihr, um sie zu unterstützen, so gut es geht. Am schwersten fällt es dabei ihren Eltern, die nichts unversucht gelassen  und sich auch über Irland hinaus stets um neue Therapiemöglichkeiten informiert haben. Klar, dass es ihnen schwer fällt, ihre Tochter gehen lassen zu müssen.
Die Geschichte ist eine Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit. So erfährt der Leser, wie Rabbit auf die Welt kam, wie sie aufwuchs, sich verliebte, kennt bald ihre Ängste und ihren Kampf gegen den Krebs. Jeder weiß etwas aus ihrem Leben zu berichten, egal ob lustig oder traurig, so ist es nun mal im Leben, es ist nicht immer alles rosarot. Also darf beim Lesen hier nicht nur geweint, sondern genausoviel gelacht werden.
Der Schreibstil ist unkompliziert und erfrischend und durch den Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart auch sehr lebhaft und abwechslungsreich ohne zu verwirren.
Im Verlauf werden die bewußten Abschnitte von Rabbit immer weniger, denn ihrem Krankheitsverlauf entsprechend driftet sie durch die starken Schmerzmittel immer weiter ab in Schlafphasen.
Und umso deutlicher wird allen Beteiligten klar, dass Entscheidungen getroffen werden müssen, die keinen Aufschub mehr dulden. Das ging mir beim Lesen immer wieder sehr nahe, obwohl man ja weiß, dass es nicht zu ändern ist. Aber allein die Vorstellung, dass man nicht dabei ist, wenn die Tochter ihren Schulabschluß macht, heiratet, Kinder bekommt, solche Gedanken berühren mich immer wieder auf's neue.
Nichts in diesem Buch ist übertrieben oder kitschig, es wird nichts geschönt, auch nicht, wenn Rabbit vor lauter Schmerzen ausrastet.

Unterm Strich

Ich finde es wirklich gut gelungen, von Anfang bis zum Ende, mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Lachern und Tränen.