Rezension

Neun Tage Abschied - ein Ausnahmebuch! 10 Sterne und mehr

Die letzten Tage von Rabbit Hayes
von Anna McPartlin

Bewertet mit 5 Sternen

Erst wenn das Schlimmste eintritt, weißt du, wer dich liebt. Stell dir vor, du hast nur noch neun Tage. Neun Tage, um über die Flüche deiner Mutter zu lachen. Um die Hand deines Vaters zu halten (wenn er dich lässt). Und deiner Schwester durch ihr Familienchaos zu helfen. Um deinem Bruder den Weg zurück in die Familie zu bahnen. Nur neun Tage, um Abschied zu nehmen von deiner Tochter, die noch nicht weiß, dass du nun gehen wirst ... Die Geschichte von Rabbit Hayes: ungeheuer traurig. Ungeheuer tröstlich.

"An die Waffen!" so beginnt der Post vom 1. September 2009 auf Rabbits Blog. Man hatte bei ihr Brustkrebs festgestellt. Vier Jahre später begibt sich Rabbit Hayes, begleitet von ihrer Mutter Molly, ins Hospiz zum Sterben. Neun Tage, für jeden Tag ein Teil des Buches, worin in kleinen Abschnitten die Begleiter ihres Lebens zu Wort kommen.

Der Wille zum Überleben ist groß, doch das Wissen, den Kampf verloren zu haben, ist da. Und so beginnt der Abschied, mit Rückblicken auf die vergangenen Jahre. Wie erklärt man es jedoch seinem Kind, dass man gehen muss, weil die Krankheit den Körper besiegt hat? Wissend um ein wahrlich schweres Thema ist das Cover ein kleiner Lichtblick. Und genau diese besonderen Momente, Lichtblicke im Leben, geht es hier, aber nicht nur, und werden erzählt. Wenn du nicht mehr weißt wie es weitergehen soll, wie verhältst du dich dann? Ich habe schon oft davon gelesen, dass es gerade die sterbende Person ist, die den anderen Mut zuspricht, so wie die tapfere Rabbit Hayes.

Personen:

Rabbit, die eigentlich Mia heißt, Molly, die Mutter und Jack, ihr Vater. Juliet ist Mias zwölfjährige Tochter, sowie Grace und Daves, Rabbits Geschwister. In der Vergangenheit spielt der Rocksänger Jonny eine Hauptrolle in Rabbits Leben.

All diese Personen, bis auf einen, sind gegenwärtig, lieben Rabbit, und trotz der schwierigen Situation, mit der die Familie umgehen muss, strahlt die Todkranke so viel Positives aus, dass es schon fast unheimlich ist.

 

Wer nun davon ausgeht, dass das Buch nur vom Thema Tod und Verlust handelt, dem sei gesagt, es gibt sie, die Zwischendurch-Situationen, die zum Schmunzeln sind.

 

Die verbleibenden neun Tage sind geprägt von der Vergangenheit. Das Hier und Jetzt sind die Blumen der Handlung. Die Story geht unter die Haut und ist zudem berührend und mitreißend. Es ist mit so viel Gefühl geschrieben, dass bleibt nicht ohne Wirkung.

Angst vor diesem Buch sollte man nicht haben. Auch wenn der Tod immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft ist, sollte man nicht die Augen verschließen - egal wie alt man ist.

Wenn eine Mutter ihr Kind verlassen muss, egal in welchem Alter, es ist und bleibt ein Verlust, der prägt.

Wenn Eltern ihr Kind verlieren, es ist und bleibt ein Verlust, den man nicht einfach so wegsteckt.

Die Autorin hat mit sehr viel Gefühl die Familienmitglieder beschrieben. Ich könnte endlos jetzt weiterschreiben, doch einer der Charaktere ist mir besonders ans Herz gewachsen: Jack, Rabbits Vater. Es mag vielleicht daran liegen, dass ich meinen Vater durch die Krankheit Krebs schon in jungen Jahren verloren habe. Zur damaligen Zeit wurde mit der Situation anders umgegangen.  Insofern war dieses Buch, wenn auch in umgekehrter Folge, für mich ein Stück Vergangenheitsbewältigung.

"Die letzten Tage von Rabbit Hayes" hat meine Seele berührt, mich zum Nachdenken und an manchen Stellen emotional zum Heulen gebracht. Sehr realistisch, wunderbare Charaktere und nein, es endet nicht wie im Märchen. Aber das war schon klar. Ein außergewöhnliches Buch, das berührt, keine leichte Lektüre, zum Nachdenken anregt - und es ist kein Buch für Zwischendurch.