Rezension

Rabbits Kampf ums Leben

Die letzten Tage von Rabbit Hayes
von Anna McPartlin

„Als alle nach Hause gegangen waren, lag Rabbit still im Bett und versuchte, mit ihrem bevorstehenden Tod ins Reine zu kommen. Sie war nicht wütend, nicht einmal frustriert. Sie hatte weder Angst, noch war sie beunruhigt. Nicht verbittert und nicht rachsüchtig. Sie war nur traurig, die Menschen verlassen zu müssen, die sie am meisten liebte, vor allem ihre Tochter. Sie hatte lange gekämpft, aber sie wusste, dass der Kampf jetzt vorbei war.“ (S.257)

Inhalt:

Mia „Rabbit“ Hayes ist gerade einmal 40 Jahre alt, als sie ins Hospiz geht um zu sterben. Sie hat Brustkrebs im Endstadium, ihr bleiben nur noch wenige Tage. Ihre Familie, allen voran ihre kleine Tochter Juliet, und Freunde weichen kaum eine Sekunde von ihrer Seite und stehen ihr in dieser schweren Zeit bei.

Meine Meinung:

Dieses Buch sollte man wirklich in Ruhe lesen. Vielleicht mit einem heißen Kakao auf dem Sofa oder im Garten in der Hängematte. Auf jeden Fall aber mit einer Packung Taschentücher in Reichweite. Denn die Geschichte über Rabbits letzte Tage im Hospiz, im Kreise ihrer Liebsten, voll mit Liebe und schönen Erinnerungen, trifft den Leser direkt ins Herz.

Die Tage, die Rabbit im Hospiz verbringt, werden abwechselnd aus verschiedenen Sichten geschildert. Aus ihrer eigenen, sowie aus der ihrer Tochter, ihrer Mutter und ihrer zwei Geschwistern, und auch ihrer besten Freundin Marjorie. Dadurch lernt man nicht nur Rabbit gut kennen, sondern man erfährt auch hautnah, was in den Menschen, die sie lieben, vorgeht.
Doch das Buch spielt nicht nur in der Gegenwart. Hin und wieder gibt es Rückblenden in Rabbits Jugend, in denen man Rabbits erste und einzige große Liebe Johnny kennenlernt und ihre gemeinsame Geschichte erfährt.

Mia Hayes, die von allen liebevoll Rabbit genannt wird, ist eine bewundernswerte junge Frau, die man einfach mögen muss. Sie ist stark und unabhängig, hat ihren eigenen Kopf und vertritt ihre Meinung, auch wenn sie damit hin und wieder aneckt. Rabbit hat eine 12jährige Tochter, Juliet, die sie über alles liebt. Sie ist alleinerziehend und versucht so gut wie möglich für sie da zu sein, auch wenn ihr das durch die Krankheit nicht immer leicht fällt. Durch den Krebs ist Rabbit nicht mehr sie selbst, doch in manchen Augenblicken blitzt die humorvolle, lebenslustige Frau, die sie vorher war, durch, die einen zum schmunzeln und lachen bringt. Ich habe sie in mein Herz geschlossen und mit ihr gemeinsam gekämpf, gelitten und geweint.

Neben Rabbit, Rabbits Eltern und Geschwistern und ihrer besten Freundin lernt der Leser auch ihre Tochter Juliet kennen. Sie ist wirklich süß und für ihre 12 Jahre schon sehr erwachsen. Aufopfernd und liebevoll kümmert sie sich um Rabbit und übernimmt dabei selbst oft die Mutterrolle. Juliet glaubt noch immer fest daran, dass ihre Mutter den Kampf gegen den Krebs gewinnen wird, und sie will sich (verständlicher Weise) nicht eingestehen, dass sie ihre Mutter bald verlieren wird. Für ihre Mutter versucht Juliet stark zu sein, doch eigentlich ist sie voller Trauer, Verzweiflung und Sorge. Genauso wie der Rest Rabbits Familie. Es ist wirklich schön und gleichzeitig traurig zu sehen, wie sehr sie mit Rabbit mitleiden, um sie kämpfen, nichts unversucht lassen, für sie da sind und versuchen, ihre letzten Tage so schön wie nur möglich zu machen.

Anna McPartlin hat mit „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ eine wunderschöne und zugleich unendlich traurige Geschichte geschrieben. Realistisch, authentisch und mit wundervollen Charakteren. Über Trauer, Schmerz und die große Liebe. Die Diagnose Krebs kann das Leben zerstören, aber es lohnt sich zu kämpfen, so lange es nur geht.

Mein Fazit:

Eine wundervolle, traurige Geschichte über eine starke, bewundernswerte, liebevolle Mutter, deren Leben viel zu früh endet. Ich habe selten ein so emotionales, mitreißendes Buch gelesen, das mich selbst zu Tränen gerührt und stark mitgenommen hat. „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ ist ein echter Schatz, den ich nur jedem ans Herz legen kann.