Rezension

Emotional, traurig aber auch voller Hoffnung

Die letzten Tage von Rabbit Hayes
von Anna McPartlin

Bewertet mit 4 Sternen

Rabbits letzte Reise

„Mich wird es irgendwann nicht mehr geben, aber ich weiß, dass meine Tochter mit der Hilfe meiner chaotischen, manchmal nervtötenden und immer liebenswerten Familie wachsen, lachen, lieben und weiterleben wird.“

Inhalt

Nachdem Rabbit Hayes den Brustkrebs überstanden hat, beginnt sie ihr zweites Leben. Doch dieses ist nur von kurzer Freude und Dauer, denn ein Knochenbruch zeigt, dass sich bereits überall Metastasen gebildet haben und ihr nur noch kurze Zeit bleibt, um sich von ihren Freunden, ihrer Familie und insbesondere ihrer Tochter zu verabschieden. Die letzten Tage verbringt sie ans Bett gefesselt in einem Hospiz und lässt alle erinnerungswürdigen Momente an sich vorbeiziehen, Zeiten voller Freude, voller Elan und mit ganz besonderen Menschen. Der Abschied lässt sich nicht verhindern aber die letzte Reise tritt Rabbit in liebevoller Begleitung an und im sicheren Wissen, geliebt zu haben und geliebt zu werden.

Meinung

Bereits der Buchtitel lässt Rückschlüsse auf den doch traurigen Hintergrund der Geschichte zu und tatsächlich sind es die kurzen Augenblicke, die diesen Roman zu etwas herzerwärmend Besonderem machen. Der Leser erlebt in vielen Einzelheiten eine sterbende Mittvierzigerin, die doch noch so viel vor hatte, die voller Zukunftspläne steckte und nun im Angesicht des eigenen Schicksals erkennen muss, dass jedes Leben nur eine bestimmte Dauer hat. Doch Anna McPartlin setzt den Fokus des Romans nicht auf das unvermeidliche Sterben, sondern auf die Einzigartigkeit menschlicher Beziehungen. Rabbit kommt auf den gut 400 Seiten nur wenig zu Wort, vielleicht weil sie bereits zu schwach ist, vielleicht weil andere genauso gut berichten können, wie es um ihre Seele steht und was für ein Mensch sie ist.

Trotz einer bedrückenden Situation schafft der Roman viele positive, oft humorvolle Textpassagen, die zeigen, dass dieser letzte Weg vor allem erträglich wird, wenn man intakte Kontakte hat, den Rückhalt einer Großfamilie und Familienmitglieder, die ehrlich sind und auf die zu jeder Zeit Verlass ist. Vielfalt entsteht nicht nur durch den Mix zwischen aktuellen Geschehnissen und Erinnerungsfetzen, sondern in erster Linie durch wechselnde Erzählperspektiven. Mal ist es die Mutter, dann der Vater, der Bruder oder die Tochter, die aus ihrer Sicht argumentieren und dann gibt es da noch Johnny – Rabbits große Liebe, die in sehr jungen Jahren verstorben ist, dessen Andenken die nun Betroffene aber tief im Herzen verankert hat. Und so begibt sie sich auf ihre letzte Reise, hinein in ein anderes Leben an der Seite ihres Geliebten.

Fazit

Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen intensiven, sehr emotionalen Roman, der mich hat Lachen und Weinen lassen und einmal mehr den Blick auf das wirklich wichtige im Leben lenkt. Diese Geschichte beweist Realitätssinn und vermittelt ganz nebenbei zahlreiche Einsichten in ein Geflecht aus Beziehungsmustern, in sämtliche menschliche Gemütszustände vor dem Hintergrund einer begrenzten Lebenszeit. Ein klitzekleiner Minuspunkt war für mich die fast alltägliche Sprache, manchmal auch die Banalität der Handlungen. Das Thema Tod und Sterben, darf gerne auch, um mich restlos zu begeistern, philosophische Betrachtungen nach sich ziehen.