Rezension

Eine Geschichte über das Leben, Lieben und Sterben

Die letzten Tage von Rabbit Hayes
von Anna McPartlin

Zum Inhalt: Mia Hayes, von Familien und Freunden „Rabbit“ genannt, 42 Jahre jung und Mutter einer zwölfjährigen Tochter, wird von ihrer eigenen Mutter Molly ins Hospiz gebracht, um dort zu sterben. Vor sechs Jahren erkrankte sie an Brustkrebs, und während sie nach der ersten erfolgreichen OP, Chemotherapie und anschließender Genesung hoffnungsvoll einem gesunden Leben entgegenblickte, machte das Wiederkehren der Krankheit und die Erkenntnis, dass Rabbit diesmal nicht mehr geholfen werden kann, diese Hoffnung zunichte.
Schon durch die Einteilung des Buches wird der Leser von Anfang an mit der tragischen Wahrheit konfrontiert, dass ihr nunmehr nur noch neun Tage zu leben bleiben. Diese dramatischen neun Tage erlebt der Leser hauptsächlich aus dem Blickwinkel ihrer chaotischen und wunderbaren Familie. Da ist die kämpferische und starke Mutter Molly, die den Widrigkeiten des Lebens mit wilden Flüchen begegnet und ihrer Familie in jeder Situation die größte Stütze ist. Rabbits Vater Jack hingegen kämpft im Angesicht der Erkenntnis, seine jüngste Tochter in absehbarer Zeit zu verlieren, mit seiner eigenen Schwäche und steht die meiste Zeit stumm und starr vor Trauer am Bett seiner Tochter. Da ist die Schwester Grace, selbst Mutter von vier Kindern, und Bruder Davey, der sein Leben seit Jahren fernab der Familie als Schlagzeuger in den USA verbringt, angesichts des nahenden Todes seiner Schwester jedoch nach Hause zurück gekehrt ist. Und natürlich die zwölfjährige Juliet, Rabbits Tochter und engste Verbündete, die durch die Erkrankung ihrer Tochter so viel reifer ist als andere Zwölfjährige, und der sich doch niemand getraut, die Wahrheit über den baldigen Tod ihrer Mutter zu gestehen…

Eigene Meinung: Der Autorin Anna McPartlin ist meiner Meinung nach mit diesem Roman etwas ganz Besonderes gelungen. Die Thematik ist so traurig, das Schicksal so ungerecht, dass man als Leser eigentlich von Beginn an einen zutiefst traurigen und das Herz schwer machenden Roman erwartet. Doch die Geschichte von Rabbit und ihrer Familie wird mit einer solchen Leichtigkeit erzählt, die Familie Hayes wird so lebensecht und liebevoll geschildert, dass die starke Verbundenheit der Figuren untereinander, die sie alle ihr ganzes Leben lang begleitet hat und in Rabbits letzten Tagen besonders stark zu spüren ist, tröstlich in jeder Situation und auf jeder Seite zu spüren ist. Dies gelingt der Autorin hauptsächlich dadurch, dass man als Leser die letzten neun Tage von Rabbit Hayes nicht hauptsächlich an ihrem Krankenbett verbringt, in dem Rabbit, unter dem Einfluss starker Medikamente, die meiste Zeit schläft, sondern in Rabbits Träumen und der Erinnerung ihrer Familie und Freunde mit ihr durch die Zeit reist. So lernt man Rabbit schon als kleines Mädchen, und später als starke und entschlossene Jugendliche, und schließlich als junge Frau kennen. Wir begleiten sie in ihrer Erinnerung in die Zeit ihrer ersten großen Liebe und lernen Johnny – den besten Freund ihres Bruders Davey und Sänger der gemeinsamen Band „Kitchen Sink“ kennen. Rabbit und Johnny kennen sich schon seit Rabbits Kindertagen, und je älter die beiden wurden, umso enger wurde ihre Verbundenheit. Dies änderte sich auch nicht, als Johnny als junger Erwachsener sehr schwer erkrankte und Rabbit die einzige war, zu der er noch eine gewisse Nähe zuließ.  
Doch auch die dunklen Stunden und das hässliche Gesicht von Rabbits Erkrankung werden von Tag zu Tag deutlicher geschildert. Lernt man Rabbit und ihre Gefühle zunächst  hauptsächlich über Rückblenden in die Vergangenheit (eine sehr jugendliche Version) und aus Einschüben aus ihrem Blog, den sie seit der Diagnose Brustkrebs führt, kennen, bekommt man im Verlauf der Tage im Hospiz mehr und mehr von Rabbit selbst, ihrer Angst und Verzweiflung, und dem Hadern mit dem eigenen Schicksal, mit.
Anna McPartlins Schreibstil ist lebendig, einfach und schlicht – genauso wie die von ihr gezeichneten Figuren- sie sind schnörkellos und gehen mit ihrer Trauer und dem Schicksal der so geliebten Tochter, Schwester, Mutter oder Freundin sehr lebensecht und jeder auf seine eigene Weise um. Dies ist es glaube ich, warum das Buch so ohne Umwege den Weg ins eigene Herz findet. Unbedingte Leseempfehlung!