Rezension

Geheimnisse kommen immer ans Licht - und wenn es 200 Jahre dauert

Die versteckte Apotheke -

Die versteckte Apotheke
von Sarah Penner

Eine faszinierende Schnitzeljagd durch die Vergangenheit Londons enthüllt ein düsteres Geheimniss.

"Die versteckte Apotheke" von Newcomer Autorin Sarah Penner erzählt eine faszinierende Geschichte, in der die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart allmählich zu verschwimmen scheinen.
Gut versteckt hinter einer unsichtbaren Tür, in einer unscheinbaren Gasse betreibt eine ebenso unscheinbare Frau eine geheime Apotheke, in welcher sie eine recht außergewöhnliche Bandbreite an Produkten feil bietet. Nella, heißt die mysteriöse Apothekerin und ihr Laden ist zu einem Zufluchtsort für alle Frauen geworden, die Linderung für ihre Leiden suchen. Doch nicht alle Leiden, sind körperlicher Natur.
Einst selbst aufs schwerste von einem Mann betrogen, hilft Nella nun Frauen, die sich von den betrügerischen, unterdrückerischen oder schlechten Männern in ihrem Leben befreien wollen. Über die Jahre suchen unzählige Frauen Nella's geheime Apotheke auf, um eines ihrer gut getarnten Gifte zu erstehen. Das ist auch der Auftrag der jungen Eliza, als sie eines Morgens im Namen ihrer Herrin die versteckte Apotheke aufsucht. Doch ausgerechnet Eliza begeht einen fatalen Fehler und bringt Ereignisse ins rollen, die nicht mehr aufzuhalten sind und alles zerstören könnten, das Nella aufgebaut hat. 

Zweihundert Jahre später stolpert die unglückliche Caroline über einen erstaunlichen Hinweis. Tief getroffen von dem Verrat ihres Ehemanns tritt Caroline die Reise zu ihrem 10. Hochzeitstag alleine an, doch entwickelt diese sich in eine unerwartete Richtung, als sie ein sonderbares Fläschchen mit einer Bärengravur aus dem Uferschlamm der Themse fischt. Angefeuert durch diese Entdeckung begibt sich die begeisterte Historikerin auf die Suche nach der Geschichte hinter dem Fund und stößt auf eine Reihe von ungelösten Apothekermordern, die London vor zweihundert Jahren erschütterte. 

"Die versteckte Apotheke" ist ein mitreißender Debütroman über Rache, Geheimnisse und die erstaunliche Art und Weise, wie Frauen einander über die Jahrhunderte hinweg eine Stütze sein können. 

Insgesamt hat mir die Geschichte von Caroline, Nella und Eliza gut gefallen. Der Schreibstil ist einfach aber sehr einnehmend, flüssig und mitreißend. Die Seiten fliegen nur so dahin. Spannend waren die regelmäßigen Perspektivwechsel zwischen den Hauptfiguren, sodass man stets dieses Band zwischen Gegenwart und Vergangenheit spüren konnte. Das hat wirklich gut funktioniert.
Für mich wurde die Spannung dadurch auch sehr erhöht. Diese Unterbrechungen der einzelnen Handlungsstränge hat mich immer mit dem Wunsch zurück gelassen, schnell weiter zu lesen. Dabei muss ich sagen, dass mir die "Schnitzeljagt" ebenso gut gefallen hat, wie die Ereignisse in der Apotheke.
Zugegebenermaßen fand ich - erstmal angefangen mit dem Lesen - die Entwicklungen der Handlung die meiste Zeit sehr vorhersehbar, also gab es handlungstechnisch keine großen Überraschungen. Ich denke aber es lag hauptsächlich am Schreibtstil, dass es nicht ins Langweilige abrutschte.
Während mich die Handlung an sich echt packen konnte, hat mich das Ende ein wenig enttäuscht. Es war nicht so, als hätte es nicht gepasst, aber persönlich hätte ich auf diesen "Hauch" Magie verzichten können. Ich hätte mir auch gewünscht, etwas mehr über den Verbleib von Eliza und Nella zu erfahren, als die wenigen Andeutungen, die in den letzten Kapiteln durchklangen.
Nicht ganz so begeistert war ich tatsächlich von den Figuren. Auch wenn jede der Frauen irgendwas interessantes an sich hatte, hat mich keine von ihnen so wirklich abholen können. Ich denke am wenigsten mochte ich Caroline. Sie war mir die meiste Zeit zu unterwürfig, zu wehleidig und zu wenig ein eigener Charakter, vermutlich weil ihre ganze Existenz auf ihren Mann ausgerichtet war. Auch hat mir ihr Hang dazu, Dinge zu überdramatisieren nicht wirklich zugesagt. Dass sie ihre Recherche zur Apothekerin als so schwerwiegendes Geheimnis betrachtet und so ausgelegt hat, als seinen es "solche Geheimnisse" die Beziehungen zerstören und dergleichen, fand ich vollkommen überzogen und ehrlich gesagt anstrengend. Ohne zu spoilern, hat mir auch nicht gefallen, wie sie am Ende mit ihrer Entdeckung umgegangen ist. Persönlich fand ich das eher unschlüssig und besonders unklug, wenn sie die Sache langfristig weiter verfolgen möchte.
Ich schätze, alles in allem war sie einfach nicht mein Fall.
"Die Versteckte Apotheke" hingegen war definitv mein Fall. Es ist kein herausragender Roman, hat aber eine Sogwirkung und Atmosphäre die es allemal lesenswert macht. Es ist ein Buch, dass seine Zeit wert ist.