Rezension

Plädoyer für ein selbstbestimmtes Leben

Die versteckte Apotheke -

Die versteckte Apotheke
von Sarah Penner

Bewertet mit 5 Sternen

Sarah Penner erzählt in ihrem Roman “Die versteckte Apotheke“ auf zwei Zeitebenen die Geschichte von drei Frauen. Das verbindende Element ist die in Vergessenheit geratene Apotheke, die Nella Clavinger im 18. Jahrhundert von ihrer Mutter übernommen hat. Da der Mann, den sie liebte, ihr großes Leid zugefügt hat, beschließt sie, sich an ihm und an anderen Männern zu rächen, die ihren Frauen Gewalt in jeder Form antun. Damals konnte eine Frau ihren Mann nicht einfach verlassen oder sich scheiden lassen. Nella verkaufte nicht nur Medizin, sondern auch alle Arten von Giften, was sich schnell herumsprach. Lange blieb sie unentdeckt. Als jedoch die 12jährige Magd Eliza für ihre Herrin das bestellte Gift abholt, das die Geliebte ihres Mannes bei einem Fest töten soll, laufen die Dinge aus dem Ruder. Nella und Eliza müssen vor der Polizei fliehen.

Über 200 Jahre später fliegt Caroline Parcewell allein nach London, wo sie eigentlich mit ihrem Mann James den 10. Hochzeitstag begehen wollte. Kurz vorher hat sie entdeckt, dass ihr Mann eine Affaire mit einer Kollegin hat. Sie will nun allein herausfinden, wie sie mit der Situation umgehen soll. Dann schließt sie sich einer mudlarking-Gruppe an, die in der Themse nach alten oder wertvollen Dingen sucht, und findet im Uferschlamm ein altes Gefäß, das offensichtlich aus einer Apotheke stammt. Sie recherchiert in einer Bibliothek und mit Hilfe der Bibliothekarin findet sie immer mehr Details, die sie schließlich zu der verborgenen Apotheke führen. Bevor sie im versteckten Hinterzimmer das Zubehör und die Notizen der Apothekerin findet, hat sie mehrere Straftaten begangen, aber sie ist in ihrem Forschungsdrang nicht mehr zu bremsen. Immerhin ist sie studierte Historikerin. Durch ihre Recherchen wird ihr bewusst, in welchem Maße sie wichtige Seiten ihrer Persönlichkeit verdrängt und vergessen hat, welche Möglichkeiten sie unter dem Einfluss ihres Mannes ungenutzt ließ und wie sehr sie die Büroarbeit auf der Farm ihrer Eltern all die Jahre gelangweilt hat. Als ihr Mann um Versöhnung bemüht in London auftaucht, steht ihr Entschluss fest: Nie wieder wird sie ein fremdbestimmtes, angepasstes Leben führen. Nie wieder wird sie tun, was sie tun sollte, nur noch, was sie selbst tun will.

Der gut lesbare Roman enthält im letzten Teil unrealistische Elemente, die an Märchen erinnern, aber gut zum historischen Teil der Geschichte passen. Positiv bleiben mir die drei Frauenporträts – Nella, Eliza, Caroline – als Beispiel für Solidarität und Empathie unter Frauen im Gedächtnis. Mir hat der Roman gut gefallen, und ich empfehle ihn ohne Einschränkung.