Rezension

Leider nur Durchschnitt

Passagier 23
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 3 Sternen

Der erste Satz:
Menschliches Blut:
- 44 Prozent Hämatokrit
- 55 Prozent Plasma
- Und eine hundertprozentige Sauerei, wenn es aus einer punktierten Ader unkontrolliert durch den Raum spritzt.

Meine Meinung:
Inhalt
Martin Schwartz hat vor Jahren seine Familie verloren, während sie sich auf einer Kreuzfahrt befunden haben. Seit diesem Tag ist für den Polizeipsychologen nichts mehr, wie es vorher war. Er hat seinen Lebenswillen fast zur Gänze verloren und stürzt sich somit in lebensgefährliche Jobs. Irgendwann bekommt Martin einen Anruf, er soll auf der Stelle zur "Sultan" kommen, denn es gäbe Beweise, was mit seiner Frau und seinem Sohn wirklich geschehen ist. Natürlich geht Schwartz dieser Sache nach. Was er nicht ahnen kann: Dass er Dinge erfährt, die lieber im Dunkeln gelassen worden wären.

"Es ist ein Roman mit autobiografischen Zügen. Ich habe die Hauptperson etwas jünger gemacht."
Anscheinend aber nicht weniger durchgeknallt.
Zitat aus "Passagier 23"

Cover
Die Gestaltung ist einfach traumhaft. Der Schutzumschlag ist beim Bullauge ausgestanzt, was mir wirklich sehr gut gefällt. Aber das Buch kann sich auch ohne Umschlag absolut sehen lassen. Es zeigt das Meer und ist somit für den Titel natürlich hervorragend gestaltet worden.

Bei der Beerdigung ihrer Mutter hatte der Pfarrer gesagt, die Eltern würden erst dann sterben, wenn die Kinder nicht mehr an sie dachten. Er vergaß den umgekehrten Fall zu erwähnen, in dem die Eltern innerlich starben, wenn ihnen nichts weiter als der Gedanke an ihre Kinder blieb.
Zitat aus "Passagier 23"

Gesamt
Sebastian Fitzek ist dafür bekannt einen auf eine Nerven raubende Reise mitzunehmen. Sein Tempo und der Spannungsbogen sind stets sehr weit oben und steigern sich im Laufe seiner dramatischen Geschichten sogar noch. Gerade aus diesem Grund ist er mein absoluter Lieblingsautor - und ich freute mich riesig sein neuestes Werk endlich in den Händen zu halten.
Der Anfang hat mich auch absolut überzeugt. Es ist "typisch Fitzek". Viele wirre Situationen, die einen an das Buch fesseln, weil man fast umfällt vor Neugierde, wie sich das alles zusammen fügt und schließlich auflöst. Dass ich zu Beginn mit Martin noch nicht allzu viel anfangen konnte, hat mich nicht sonderlich gestört. Ich dachte, dies würde sich im Laufe des Buches bestimmt wieder legen.
Doch leider tat es das nicht. Auf keiner einzigen Seite war mir der Protagonist in irgendeiner Weise nah. Ich konnte mich weder mit ihm identifizieren, noch ihn ins Herz schließen. Er blieb mit das ganze Buch über leider viel zu blass. Jetzt im Nachhinein denke ich darüber nach, ob es vielleicht besser gewesen wäre, wenn er uns die Geschichte aus seiner Sicht in der Ich-Form geschildert hätte. Dadurch wären meiner Meinung nach, mehr seiner Emotionen zu mir durchgedrungen und er wäre mir näher gewesen. Das Problem: Hätte Sebastian Fitzek diese Erzählweise gewählt, hätte er seine Geschichte nicht so aufbauen können, wie er es getan hat.
Der Plot ist wirklich gut. Ich mag es wirklich sehr, dass der Autor immer mal wieder aktuelle Themen in seinen Büchern aufgreift und diese in eine spannende und gut durchdachte Geschichte packt. Vieles hat mich sehr überrascht, als ich es las. Vieles war mir aber leider auch ein bisschen zu viel. Besonders zum Ende hin, empfand ich es sogar als ein bisschen anstrengend, dass immer noch mal wieder was Neues hinzukam. Dachte ich, jetzt ist alles aufgelöst, so kann es stehen bleiben, zaubert Fitzek erneut etwas aus seinem Ärmel und wirft es einem vor die Füße. Im Grunde genommen hat er es, zumindest bei mir, so stets geschafft die Spannung noch mal anzutreiben und mich weiterhin ans Buch zu fesseln, bei "Passagier 23" war dem aber nicht so. Im Gegenteil. Diese, für mich künstlich herbeigeführte, Spannung wollte einfach nicht bei mir aufkommen. Es war mir schlicht viel zu viel an "Drama" am Ende. Besonders die "Eingebung" die Martin kurz vor Schluss hatte, war mir persönlich viel zu sehr an den Haaren herbei gezogen.
Was Sebastian Fitzek erneut außerordentlich gut gelungen ist, ist das Tempo der Geschichte. Keine Ahnung, wie er das schafft, aber ich lese seine Werke stets in einer enormen Geschwindigkeit durch. Bis zu Passagier 23 fand ich seine Thriller auch stets super spannend und aufregend. Hier haben sich jedoch besonders ab der Mitte mal ein paar langweilige Stellen eingeschlichen. Mir kam es so vor, als würde die "Sultan" mal eben still stehen. Einfach auf dem Meer schwimmen, ohne sich zu bewegen, denn es passierte nichts, was den Handlungsverlauf weiterbrachte.
Zum Glück geht es aber irgendwann wieder weiter. Die Spannung steigt und man ist neugierig, wie sich alles auflösen mag.
Das Ende empfand ich aus oben genannten Gründen nur bedingt gelungen.
Der Epilog hingegen machte dies wieder wett, denn er gibt viel Raum für Spekulationen.

Fazit:
Positiv
Die Schreibweise ist einfach top. 
Wie immer, hat Sebastian Fitzek auch hier ein enorm hohes Tempo an den Tag gelegt. Einmal an gelesen und schon ist man am Ende angelangt und überrascht, wie das so schnell passieren konnte.
Gerlinde ist einfach zu köstlich. Ich habe mich manchmal gekugelt vor Lachen.
Mir kommt das Buch sehr gut recherchiert vor.
In der Print-Ausgabe befindet sich ein Rätsel.
Das Cover ist wundervoll.
Manche Wendungen haben mich überrascht.

Negativ 
Martin empfand ich als zu blass. Ich konnte mich auf keiner einzigen Seite mit ihm identifizieren.
Ab der Mitte des Buches kommt die Geschichte ein bisschen zum Stillstand. Es stellt sich Langeweile ein.
Mit dem Ende kann ich nur bedingt etwas anfangen. Martins "Eingebung" war mir zu realitätsfern dargestellt.
Sonst konnte mich Sebastian Fitzek mit seiner immer erneut aufkeimenden Spannung total überzeugen, hier war sie mir an einigen Stellen leider etwas zu aufgesetzt. 
Ab und zu bin ich bei den vielen Charakteren ein bisschen durcheinander gekommen.

Selbst als großer und bekennender Fitzek-Fan kann ich diesem Buch leider nur drei Sterne geben. Ich muss sagen, dass es, für mich, leider bisher sein schwächstes Werk ist.
© www.mybooksparadise.de
 

Kommentare

Carlali kommentierte am 02. Januar 2015 um 08:45

Das geht mir als "Fitzek-Fan-der-ersten-Stunde" genauso. Ich kann Dir nur zustimmen! Ich fand es nicht sonderlich spannend und die Figuren gingen mir (anders als bei seinen vorherigen Büchern) nicht sehr nah. Besonders Martin war einfach nur blass. Für mich der schwächste Fitzek bisher. Schade.